Berichte

28.05.16 Bolivien, ein Land mit vielen Gesichtern

Schon seit unserem kurzen Aufenthalt in den Sommerferien hatte ich Copacabana als Reiseziel für ein Wochenende in Erwägung gezogen, und Anfang März setzte ich dieseIdee in die Tat um.Passenderweise hatten die beiden schwedischen Freiwilligen mit ihrer Klasse dasselbe vor, sodass wir uns zusammentaten. So machte ich mich Samstagmorgen auf den Weg in die Stadt am Titicasee und bereits auf der vierstündigen Fahrt bemerkte ich, wie deutlich sich die Landschaft während der Regenzeit verändert hat. Dieses Mal wirkte alles sehr viel grüner und dadurch wurde der Anblick auf den See, der die Straße teilweise auf beiden Seiten umgibt, noch einmal schöner. In Copacabana traf ich mich dann mit den Schweden und zusammen fuhren wir per Fähre auf die isla del sol (Sonneninsel), wo wir, um unser Hotel zu erreichen, erst einmal die steile escalera del inca (Inkatreppe) überwinden mussten, was für manche wegen ihres kürzeren Aufenthalts nicht so an die Höhenluft(der Titicacasee liegt ähnlich wie La Paz auf ungefähr 3700 Meter Höhe) gewohnten Schweden bereits eine kleine Herausforderung darstellte. Dafür wurden wiroben durch den Ausblick auf eine Bucht der Insel entschädigt und ich kam glücklicherweise noch im selben Hotel unter. Am Abend wanderten wir noch zu dem nahgelegenen südöstlichen Ende der Insel, der sich dort befindende Sonnentempel war aber leider geschlossen. Nichtsdestotrotz hatten mich besonders die Schönheit der Insel und die dort herrschende Stille bereits in ihren Bann gezogen. Am nächsten Tag nahmen wir dann den weiten Weg zum nordwestlichen Ende auf uns, wo Ruinen und ein wunderschöner Strand auf uns wartete, dessen Wasser aber leider selbst für das bloße Reinhalten der Füße zu kalt war. Auf dem Weg dorthin kam nicht nur bei mir wegen der Stille und den scheinbar endlosen himmelblauen Wassermassen ein regelrechtes Ende-der-Welt-Gefühl auf undin dieses Szenario passte es überhaupt nicht, als wir schließlich mit Peru das andere Ufer des Titicacasee erblickten. Zum Abschluss liefen wir dann zu dem in einem kleinen Dorf gelegenen Hafen der Nordseite, wo wir ein Boot zurück nach Copacabana nahmen. Mir hat die Insel sehr gut aufgefallen, sie ist wirklich wunderschön und perfekt, um ein Wochenende einfach mal zu entspannen. Zurück in der Stadt besuchten wir noch die dortige Kirche, die einen sehrinteressanten Stil aufweist; mich erinnerte sie mit ihrer weißen Fassade und den zahlreichen Kuppeln eigentlich eher an eine Moschee.Danach hieß es auch schon wieder Abschiednehmen von den Schweden und ich fuhr nachts zurück nach La Paz.

Ende März gab es dann auch Besuch von unserer ehemaligen Schule aus Deutschland, der Elisabethschule Marburg. Frau Fischer, meine Biologielehrerin aus der Unterstufe, verschlug es auf ihren Reisen durch Südamerika nach La Paz und wollte sich bei der Gelegenheit auch einmal die Kurmi Wasi Schule, die wir als Partnerschule bereits seit einigen Jahren tatkräftig unterstützen, genauer anschauen. Neben der Schule zeigten wir ihr und ihrem Ehemann auch ein wenig von La Paz und ich konnte auch mal wieder ein wenig Deutsch üben. Mehr Informationen über die Partnerschaft der beiden Schulen kann man auf der Website finden:  http://www.elisabethschule.de/schulleben/la-paz/

Eines der folgenden Wochenenden war dann (mal wieder) ein Langes, und so nutzte ich die Zeit, um nach Uyuni per Nachtbus zu reisen. Dieser kam allerdings bereits um 4 Uhr morgens an und auf einmal kam mir das nächtliche La Paz schon gar nicht mehr so kalt vor, denn in Uyuni, dass fast komplett von (Salz-)Wüste umgegeben ist, ist da schon noch einmal ein anderes Kaliber.Selbst unter meinem dicken Alpakapulli fror ich noch bitterlich und suchte mit zwei Belgierinnen irgendeinen Ort zum Unterkriechen, was um diese frühe Uhrzeit nicht so einfach war. Wir fanden schließlich aber ein kleines Café, wo wir uns ein wenig aufwärmen konnten. Ich war schon ein wenig froh, dass ich dieses Mal nicht auf Spontanität gesetzt hatte und meine dreitägige Tour schon in La Paz gebucht hatte und somit nichtnoch in der morgendlichen Kälte ein Reiseveranstalter suchen musste. Meine Tour bestand dann auch noch ausgerechnet ausschließlich aus anderen Deutschen, genauer gesagt aus zwei Freiwilligen aus Sucre und deren Familienangehörigen.

Zuerst besichtigten wir den nicht weit außerhalb von Uyuni gelegenen Eisenbahnfriedhof, bevor wir dann zu dem berühmten salar de uyuni fuhren. Dieses Überbleibsel des einstigen Andenmeers Lago Minchís war mit ziemlicher Sicherheit das Außergewöhnlichste, was ich bisher gesehen habe: Egal, wohin man den Blick richtet, weißes, in der Sonne glitzerndes Salz. Die wenigen am fernen Horizont sichtbaren Berge scheinen zu schweben. Selbst mit Sonnenbrille ist das von dem Salz reflektierte Sonnenlicht kaum zu ertragen. In einigen Teilen wird der Salzboden noch von Wasser, das noch aus der Regenzeit stammt, bedeckt, wodurch ein perfektes Spiegelbild des Himmels gezeichnet wird. Bei der Fahrt durch den salar bestaunt man nur die sechseckigen Salzstrukturen und kann eigentlich gar nicht glauben, dass das alles Salz sein soll. Zusätzlich besuchen wir noch ein komplett aus Salz bestehendes Hotel und ein Dorf, wo wir gezeigt bekommen, wie Anwohner in Handarbeit Salz abbauen. Danach blieb noch Zeit, Fotos zu schießen und den Sonnenuntergang, der das Salz in einem bläulichen Farbton taucht, zu beobachten. Gleichzeitig erhoben sich aber auch bereits die ersten eisigen Winde, sodass wir uns zu unserer ersten Unterkunft am Rand des salars aufmachten.

Am nächsten Morgen ließen wir dann den salar hinter uns. Die Fahrt durch die Berg- und Vulkanlandschaften, wo man sehr gut die sonst eher seltenen vicuñas beobachten kann, führte uns bis an die Grenze zu Chile, wo es uns in Richtung Süden verschlug. Hier befanden sich die ersten Lagunen, die größtenteils von einer Schicht des Materials Borax bedeckt sind und in denen die rosa Andenflamingos ihr Zuhause haben. Auf dem Weg konnten wir außerdem einen Wüstenfuchs und einige vizcachas beobachten. Ebenso gab es wie im valle del arco iris in Chile bunte Berge, was kein Zufall ist, sondern daran liegt, dass die Atacamawüste genau auf der anderen Seite der Grenze liegt. So ähnelt sich das Landschaftsbild dann doch ein wenig, allerdings gibt es auch ein paar Unterschiede. Mitten in der Wüste findet man dann bizarr anmutende Gesteinsformationen wie den berühmtenarbol de piedra (Baum aus Stein), die im Laufe der Jahre vom Wind geformt wurden, vor. Zum Abschluss des Tages besichtigten wir die laguna colorada, dessen orange-rötliche Färbung durch kupferhaltige Mineralien und eines Planktons hervorgerufen wird.

Zur Besichtigung der Geysire am nächsten Tag mussten wir dann bereits mitten in der Nacht aufstehen und aufbrechen. Durch die trockene Luft hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Sterne, allerdings konnte man diesen vor lauter Kälte kaum genießen. Nur langsam ging die Sonne auf und selbst als wir bei Sonnenaufgang die auf ungefähr 5000m Höhe gelegenen Geysire erreichten, fiel es noch sehr schwer, die Hände für einen Moment aus den Taschen zu ziehen, um Fotos zu schießen. Bevor wir uns schließlich wieder auf den Weg zurück nach Uyuni machten, besuchten wir noch zum Baden geeignete heiße Quellen. Diese lagen in einem Becken am Rande einer großen Lagune, die größtenteils noch gefroren war. Sich bei diesen Temperaturen fast komplett seiner Kleidung zu entledigen, kostete natürlich ein bisschen Überwindung. Auf dem Weg zurück entdeckten wir dann zwei Autowracks, die erst kürzlich gecrasht waren. Die tödlich verunglückten Passagiere waren dabei immer noch im Auto eingequetscht und selbst unserem Fahrer war die Betroffenheit sehr deutlich anzumerken und so fiel die Rückfahrt dann insgesamt merklich stiller aus.

Zurück in La Paz war es den auch schon wieder Zeit, von den Schwedinnen, deren Zeit an der Kurmi Wasi Schule vorbei war und die noch nach ein wenig Reisen zurück nach Schweden flogen, Abschied zu nehmen.Unmittelbar danach kamen aber bereits die nächsten Freiwilligen an; mittlerweile arbeiten jetzt eine Spanierin und eine Chilenin in der Schule. Dieses Jahr kommen auch fast jede Woche irgendjemand anderes zu Besuch, sei es ein lokaler Radio- oder Fernsehsender oder Vertreter der Vereinten Nationen, die interessiert an dem Projekt sind und Schüler interviewen, Fotos schießen, etc.. Mittlerweile fragt man oft überhaupt nicht mehr, wer zu Besuch ist, so sehr ist es bereits zur Routine geworden. Apropos Routine: Nach den Änderungen meines Stundenplanes bin insgesamt ich keine zwei Tage in Folge in derselben Klasse, was zwar auch interessanter ist als jeden Tag in derselben Klasse, allerdings ist es auch mühsam, sich als neu orientieren zu müssen. Am meisten Spaß macht mir wohl im Moment die 1./2. Klasse, da sie zum Beispiel Schreiben und Lesen lernen und Hausaufgaben machen, wobei es mir leichter fällt zu helfen, als bei den Kleinen im Kindergarten. In den letzten beiden Wochen vor den Ferien gab es dann wieder ein paar Besonderheiten: Zuerst stellte jeder Kurs beim cierre de eje ein kleines Theaterstück vor, und in der letzten Woche wurden in Workshops allerlei Dinge (zum Beispiel Ohrringe, Traumfänger, Spiegel und Gemälde) selber hergestellt, die dann an einem Samstag verkauft wurden. Auf diese Weise soll sich die jährliche Klassenfahrt finanziert werden, und das Meiste ist auch verkauft worden.

Mitte April standen dann auch schon die Herbstferien an, was bedeutete, dass es wieder einmal Zeit zum Verreisen war.Für meinen Aufenthalt in Südamerika hatte ich mir als Ziel fest den Regenwald vorgenommen, wenn ich schon einmal die Gelegenheit dazu habe. Der Ausgangspunkt für viele Touren liegt in der Kleinstadt Rurrenabaque im Tiefland Boliviens, wohin ich im Gegensatz zu den meisten Touristen per Bus und nicht per Flugzeug reiste. Schon auf der circa 14-stündigen Fahrt auf ziemlich schlechter Straße lernte ich andere Reisende aus Dänemark und Holland kennen, mit denen ich in Rurrenabaque dann auch zuerst dieselbe Tour in die sogenannten pampa buchte.

Nach einem Tag zum Entspannen machten wir uns dann auf den Weg. Unsere Gruppe bestand aus 8 Personen (2 Dänen, 2 Chilenen, 1 Engländerin, 1 Schweizerin, 1 Holländerin und mir), wobei vor allem die starke Präsenz der germanischen Sprachen für viele lustige Zwischenfälle sorgte, da alle Sprachen sich doch auf eine Weise ähnlich sind und ich mich zum Beispiel immer angesprochen fühlte, wenn die Dänen sich unterhielten, man aber zur gleichen Zeit doch irgendwie nichts versteht. Zuerst per Jeep und später per Boot entlang des Flusses Yacuma fuhren wir zu unserer Lodge auf dem Wasser, wo wir die Nächte verbrachten. Tagsüber saßen wir im Boot und versuchten, Tiere zu erspähen. Obwohl unser Aufenthalt in die Nebensaison (in der Trockenzeit kommen mehr Tiere zum Trinken an den Fluss) fiel, haben wir sehr viel Glück mit Tiersichtungen gehabt: unter anderem bekamen wir jede Menge Affenarten (zum Beispiel Totenkopf-, Brüll- und Kapuzineraffen), Kaimane, Schildkröten, unzählige Vogelarten (Tukane, Papageien, etc.), rosa Flussdelphine, ein Faultier, Capybaras(die sich morgens neben unserer Lodge im Dreck suhlten) und eine Anakonda zu Gesicht. Die drei Tage wurden auch wegen der tollen Gruppenstimmung zu einem echten Erlebnis und nur die nachts auftauchenden Moskitos zehrten ein wenig an unseren Nerven.

Schon am nächsten Tag meiner Rückkehr nach Rurrenabaque brach ich wieder auf, da nun der Regenwald des Madidi Nationalpark, einem der artenreichsten Nationalparks der Welt,auf dem Programm stand. Dieses Mal wurde ich nur von einem Israeli begleitet und per Boot fuhren wir zuerst einmal einige Stunden bis zu unserem Camp. Von dort aus unternahmen wir am noch am ersten Tag eine kleine Wanderung. Im Regenwald liegt der Fokus allerdings eher auf der lokalen Flora und Fauna als auf den Tieren, weshalb die meisten Touristen lieber die Tour in die pampas buchen. Nichtsdestotrotz konnten wir einige Tiere dort beobachten, zum Beispiel Schildkröten, Schlangen, Kaimane und eine riesige Herde von wilden Schweinen. Die Pflanzenwelt war aber mindestens genauso interessant: Während wir uns zu Beginn auf einer dutzende Meter lange Liane wie Tarzan durch den Dschungel schwingen konnten, zeigte uns unserer Guide in den zwei Tagen etliche interessante Pflanzenarten, unter anderemeinen blutendenBaum, eine Liane, die beim Aufschneiden reines Trinkwasser abgibt, wandernde Palmen oder auch die ursprünglich von den einheimischen Stämmen zur Kommunikation genutzten Telefonbäume, die beim Draufschlagen einen tiefen Ton erklingen lassen, den man kilometerweit hören kann. Am zweiten Tag stapften wir dann mit Rücksäcken, Verpflegung und Zelt durch den Dschungel, wo wir dann die Nacht verbrachten. Im Gegensatz zu den pampas wird man im Regenwald dann auch den ganzen Tag über von brav in den Ohren summenden Moskitos begleitet, was zusammen mit der unglaublichen Luftfeuchtigkeit wirklich an die Nerven geht. Am Abend versuchten wir uns dann mit Erfolg am Pirañafischen, welches ich in den pampas nicht gemacht hatte, und lockten damit einen Kaiman an, der sich bis auf wenige Meter herantraute. Am nächsten Tag wanderten wir wieder zurück ins Camp, von wo wir dann per Boot auch wieder nach Rurrenabaque fuhren und ich in derselben Nacht zurück nach La Paz fuhr. Dort erwartete mich bereits die morgendliche Kälte, die mir aber vor lauter Moskitos und Luftfeuchtigkeit im Regenwald schon fast ein wenig gefehlt hatte.

Am nächsten langem Wochenende reiste ich dann in das (ungefähr 1000m tiefer als La Paz gelegene) Bergstädtchen Sorata. Ich reiste dieses Mal mit Limbert, einem ehemaligen Schüler der Kurmi Wasi Schule, der dieses Jahr nach mir hauptsächlich im Kindergarten arbeitet. Dank seinem bolivianischem Zeitempfinden konnten wir erst nachmittags losfahren, was sich im Nachhinein aber eigentlich als ziemlicher Glücksfall herausstellen sollte: Nachdem wir den größten Teil der ca. 4-stündigen Fahrt nur die Ödnis des Altiplanos bewundern konnten, begann schließlich die Abfahrt ins Tal, in dem Sorata liegt. Dieses war aber komplett von einem Nebelmeer bedeckt, das durch die letzten Sonnenstrahlen in den verschiedensten Farben leuchtete. Zu unserer Rechten überstrahlte dann der schneebedeckte Berg Illampú (6368m) das Szenario und so konnten wir uns gar nicht entscheiden, welcher Anblick unsere Aufmerksamkeit eher verdient hatte. Auf dem zickzack verlaufenden Weg hinab ins Tal durchquerten wir schließlich die Nebeldecke und mit einem Schlag wurde es dunkel. Schon nach wenigen Minuten war der Nebel so dicht, dass kaum noch die Lichter der ab und zu am Straßenrand gebauten Häuser sichtbar waren. Für uns hatte sich angesichts dieses Naturschauspiels die Reise schon vor Ankunft in Sorata gelohnt. Die Stadt selber gilt als wahres Wanderparadies, welches aber trotzdem nicht vor Touristen wimmelt. Am folgenden Tag machten wir uns auf den Weg zur Gruta San Pedro, einer Tropfsteinhöhle mit unterirdischem See, welche außerdem eine beachtliche Fledermauspopulation beherbergt. Letztere bekamen wir zwar nicht zu Gesicht, allerdings waren wir ohnehin damit beschäftigt, die Gesteinsformationen und das himmelblaue Wasser des Sees, dessen Farbe man aber wegen der Dunkelheit nur durch den Blitz der Kamera sehen konnte, zu betrachten. Da uns der Hinweg so gut gefallen hatte und man sich auf dem Weg von den dort wohnenden Dorfbewohnern mit lokalen Früchten (wie z.Bsp. Chirimoya oder Pacaya) oder selbst hergestelltem Eis versorgen konnte, entschieden wir uns, ebenfalls zu Fuß nach Sorata zurückzukehren. Am nächsten Tag wollten wir dann das den Illampú umgebende Gebirge erkunden und nachdem wir ein Bild von dem dortigen Gletscher erblickt hatten, war die Entscheidung für das genaue Ziel auch schnell getroffen. Ein Taxi brachte uns bis zum Ende der Straße auf geschätzte 4000m.Von dort aus begannen wir dann den anstrengenden und steilen Aufstieg zu Fuß. Nach circa einer Stunde erreichten wir die laguna Chillata, wo wir eine erste kleine Rast hielten. Danach ging es immer weiter bergauf und wir sahen ziemlich schnell ein, dass wir es in unserem Zeitfenster nicht bis zum dem auf der anderen Seite des Berges liegenden Gletscher schaffen würden. Deshalb entschieden wir uns kurzerhand, einfach den Illampú selber soweit wie möglich zu besteigen. Diese Entscheidung sollten wir in der nächsten Zeit noch öfters hinterfragen, denn ohne Pfad und an immer steiler werdenden Hängen wurde dieses Ziel eine immer größer werdende Herausforderung. Immerhin konnten wir unsere Wasserflasche immer wieder im den Berg herabfließenden Fluss auffüllen, aber unsere Beinmuskeln machten sich dann doch angesichts des fehlenden Proviants in immer kleiner werdenden Abständen bemerkbar und so mussten wir immer öfters eine Pause einlegen. Schließlich fehlten uns nur noch wenige dutzende Meter auf den schneebedeckten Teil des Berges und von unserem Standpunkt konnten wir alle sichtbaren Berge deutlich überblicken und sogar hinter der gegenüberliegen Bergkette den Titicacasee erspähen. Wir waren wahrscheinlich nur knapp unter der 6000-Meter-Grenze, mussten dann allerdings wieder umkehren, da das Taxi uns zu einer festen Uhrzeit wieder abholte. Uns blieben nur noch 2 Stunden für den kompletten Abstieg, der für unsere bereits komplett erschöpfte Beinmuskulatur eine ziemliche Tortur darstellte und zurück im Taxi blieb nicht einmal mehr genug Kraft zu reden. Mit ziemlicher Sicherheit war dies das Anstrengendste, was ich jemals gemacht habe und es war echt schwer, sich permanent zum Weitergehen überreden zu müssen. Im Nachhinein waren wir aber ziemlich stolz auf unsere Leistung dieses Tages, und abends traten wir dann die Fahrt zurück nach La Paz an, und dieses Mal fiel mir auch gar nicht auf, wie unbequem das Reisen im Minibus für Leute meiner Statur ist.

Darauf folgte dann direkt am nächsten Tag die fiesta 3 de mayo, die die ganze Woche in Achocalla gefeiert wurde. Ich schaute mir den Umzug am Dienstag an und stellte anscheinend für die Anwesenden eine ähnlich interessante Attraktion wie die bunt verkleideten Tänzer dar. Auch einige Schüler kamen nach Schulschluss vorbei und waren plötzlich ziemlich stolz, mich zu kennen. Der Aymaralehrer unserer Schule tanzte auch wie jedes Jahr mit und machte uns mit vielen Leuten bekannt, die uns begierig Fragen stellten und sogar zum Aphthapi einluden.

Die Woche darauf begannen dann die juegos plurinacionales (plurinationale Spiele), die man wohl am ehesten mit den deutschen Bundesjugendspielen vergleichen kann. In dem zweiwöchigen Event maßen sich erst die Schüler der primaria und später die der secundaria mit denen der anderen Schulen in Achocalla in Disziplinen wie Fußball, Leichtathletik, Schwimmen und Schachspielen. Zur Vorbereitung begannen wir einige Wochen zuvor, an einem Tag der Woche eine Runde (bzw. zwei für die Schüler der secundaria) um den See in Achocalla zu joggen. Die Spiele an sich waren dann erst einmal ein wenig gewöhnungsbedürftig, da für die Einführungszeremonie die Kinder erst einmal eine Ewigkeit in Reih und Glied stehen, um sich Reden von Politikern, Schulleitern, etc. anzuhören und dann noch eine Stunde mit Schulflagge im Kreis auf dem Fußballfeld der Schule, die dieses Jahr die Spiele ausrichtete, marschieren mussten. So hatte um die Mittagszeit noch kein einziges Spiel begonnen und da die Spiele dann schließlich bis um 6 Uhr abends terminiert wurden, fuhren wir, ohne eine Sekunde gespielt zu haben, zurück und waren damit ausgeschieden. In den folgenden Tagen blieben wir dann aber trotz der generellen Verspätung auch nachmittags. Generell war die Organisation meiner Meinung nach aber eher mangelhaft, würde aber auch nur eine Teilschuld den Veranstaltern geben. Eine weitere Kuriosität war dann für mich Leichtathletik, da sich die Disziplinen doch ein wenig von der Ausführung unterschieden, die ich kannte. So war es beim „Weitsprung“ maßgebend, eine bestimmte Linie zu überspringen, die genaue Distanz hingegen war nicht relevant. Beim Weitwurf war dies zwar nicht so, dafür mussten die Kinder beidhändig einen kleinen Medizinball über den Kopf hinweg werfen. Bei einer anderen Übung sollten sie mit einem Diskus (aus dem Handgelenk) in markierte Felder eines Fußballtores werfen, die unterschiedlich viele Punkte gaben. Beim Dreisprung musste eine bestimmte Beinfolge eingehalten werden (rechts-rechts-links bzw. links-links-rechts), was zur Folge hatte, dass in unserem Fall wegen Nichteinhaltung neun von zehn Kindern disqualifiziert wurden. Warum diese Änderungen eingeführt wurden, erschließt sich mir nicht, ich sehe weder eine wirkliche Sinnhaftigkeit darin noch kann ich mir vorstellen, dass die Veranstalter einfach nicht wussten, wie die Übungen traditionell aussehen. Auch wenn der Erfolg unserer Schule insgesamt wohl eher nicht so herausragend war, denke ich, war es für die Schüler doch eine bedeutende Erfahrung darstellte, da nicht wie in Deutschland alle Schüler teilnehmen, sondern nur eine kleine Auswahl. Ich mag mir aber auch gar nicht wirklich ausmalen, was es andernfalls wegen der semioptimalen Organisation für Folgen gehabt hätte.

In dieser Zeit ist auch Mayten, unsere Hündin, verstorben. Sie ist von einem Auto angefahren worden und am Genick verletzt worden, sodass nichts anderes übrig blieb, als sie einzuschläfern. Vor allem für Marisa & Co war das natürlich eine sehr traurige Erfahrung, aber auch hatte ich mich schon ziemlich an sie gewöhnt und es fühlt sich sehr seltsam an, dass sie so plötzlich nicht mehr da ist. Sie wurde schließlich hier im Innenhof begraben, wofür extra ein Grab ausgehoben wurde.

Ende Mai fand dann in La Paz die Festividad de Nuestro Señor Jesús del Gran Poder statt, wo über 25.000 Tänzer und Musiker durch die Stadt marschieren. Das jährliche Großereignis erinnerte mich sehr an den Karneval in Oruro, und auch wenn in La Paz hauptsächlich nur einen Tag gefeiert wird, gefiel es mir persönlich besser. Blöder Nebeneffekt ist, dass viele Bolivianer nach einigen Drinks ihre Schüchternheit ein Stück weit ablegen und so kann man als „Gringo“ schon einigen Belästigungen ausgesetzt sein.

Mittlerweile ist auch mein Freund Gabriel wieder in La Paz, der als nächster Freiwilliger nach Deutschland gehen wird und an der Elisabethschule arbeiten wird, und so habe ich begonnen, ihm mit den anstehenden Formalitäten und mit dem Deutschlernen zu helfen. Dienstags und donnerstags gebe ich morgens jetzt auch eine Art Sonderunterricht für drei Kinder der 5./6. Klasse. Mittlerweile fehlt auch nicht mehr viel für die dreiwöchigen Sommerferien und danach geht es auch schon bald wieder zurück nach Deutschland, was schon ein wenig für gemischte Gefühle sorgt. Es bleiben aber noch gut zwei Monate, die ich noch in vollen Zügen genießen möchte.

03.03.2016 Endlich Sommerferien!

Es ist mal wieder ziemlich viel Zeit seit dem letzten Bericht vergangen, das liegt aber auch daran, dass eine besonders ereignisreiche Zeit hinter uns liegt: Die Sommerferien. In unseren längsten Ferien war der Plan, möglichst viel von den anderen Ländern Südamerikas zu sehen. Bevor wir aber nach dem offiziellen Schulende verreisen konnten, galt es aber noch einmal, in der Schule beim Auf- und Umräumen und generell beim Entmisten zu helfen. So blieben wir noch fast eine Woche länger als ursprünglich geplant in der Schule und ich durfte mich hauptsächlich als Möbelpacker auszeichnen, da unter anderem bei zwei der Schulhäuser das Dach repariert werden musste und alle Möbel umgeräumt werden mussten. Beim Entmisten fanden wir im Lager der Schule jede Menge interessante Dinge, wie zum Beispiel mehr als 10 verschiedene neue Fußbälle oder haufenweise Schulmaterialien auf Deutsch (unter anderem meine Mathebücher aus der Grundschule), aber auch zum Beispiel Küchengeräte, die wir in unserer Wohnung eigentlich gut gebrauchen hätten können, nun aber schon angeschafft haben.

Die Freude war dann umso größer, als es endlich losging: Unser erstes Ziel war Puno, eine Kleinstadt auf der peruanischen Seite des Titicacasees. Auf dem Weg machten wir Halt auf der bolivianischen Seite des Sees in der Stadt Copacabana (welche übrigens der vermutliche Namensgeber des berühmten Strandes in Rio de Janeiro ist). Die meisten Touristen besuchen Puno wegen den aus Schilf gebauten schwimmenden Inseln, welche wir auch besichtigten. Wir suchten uns aber nur die kleine Tour aus, da eine Übernachtung mit einer indigenen Familie auf einer der Inseln für uns nicht so lohnenswert erschien angesichts der Tatsache, dass wir in Bolivien das Leben der indigenen Familien schon mehrere Male aus nächster Nähe gesehen hatten. Die vollständig aus Schilf bestehenden Inseln an sich waren schon interessant, aber die Bewohner leben natürlich auch von den Touristen und so war fast die ganze Tour ein einziger Shoppingtrip, was mir nicht so gefiel. Trotzdem fand ich die Art und Weise des Lebens der Bewohner der Inseln sehr interessant.

Nach fast zwei Tagen in Puno zog es uns zum nächsten Ziel unserer Reise: Cusco, die Stadt, die wohl jeder Tourist in Peru besucht, und so hatte ich erst einmal einen kleinen Schock, als wir an dem Hauptplatz Cuscos ankamen, um ein Hostel zu suchen, denn dort sprangen einem erst einmal Filialen von McDonalds, Starbucks und KFC ins Auge. In diesem Moment habe ich erst wirklich bemerkt, dass es doch ganz angenehm ist, dass in La Paz (mit Ausnahme von Burger King) die großen amerikanischen Firmen nicht anwesend sind. Cusco ist trotzdem insgesamt eine sehr schöne Stadt, und als ehemalige Hauptstadt des Inkaimperiums kann man dort gut die Mischung der Inka- und Kolonialarchitektur beobachten. Die Stadt ist ebenfalls sehr touristisch, was als Ausgangspunkt der meisten Touren zu Machu Picchu auch ersichtlich ist, am Ende meines Aufenthaltes in der Stadt war ich aber schon ein wenig genervt, dass man kaum durch die Straßen laufen kann, ohne permanent von Verkäufern verfolgt zu werden, die einem diverse Gemälde, Massagen oder sonstige Souvenirs andrehen möchten. Durch den Tourismus gibt es in Cusco auch eine Vielzahl von Restaurants mit internationaler Küche, was eine willkommene Abwechslung war; eine der Schattenseiten des Tourismus scheint allerdings der Drogenhandel zu sein, ich fand es wirklich unangenehm, wie oft und wie unverhohlen ich auf der Straße darauf angesprochen wurde. Neben einigen interessanten Museen in Cusco selber besuchten wir die vier bekannten Ruinen in der Nähe von Cusco (Sacsayhuamán, Qenko, Pukapukara und Tambomachay), wobei ich persönlich die ersten beiden (am nächsten zur Stadt gelegenen) Ruinen am beeindruckendsten fand. Am nächsten Tag trat ich dann den zweitägigen Trip nach Machu Picchu an.  Erst fuhr ich per Bus nach Hidroeléctrica, der letzten Zugstation vor Aguas Calientes (aka Machu Pichu Village), dem Dorf, von wo man den Aufstieg nach Machu Picchu startet. Es fährt auch von Cusco aus ein Zug (über Hidroeléctrica) nach Aguas Calientes, aber angesichts der Massen an Touristen überrascht einen dessen exorbitanter Preis nicht wirklich. Mein Plan war, die letzten 7km zu laufen, wobei ich begleitet wurde von einigen Franzosen, die mit mir im selben Bus gekommen waren. Ich finde, nicht nur aus finanziellen Gesichtspunkten lohnt es sich, den letzten Teil des Weges zu laufen, da man einen sehr einfach begehbaren Pfad entlang der Zuggleise und eines Flusses entlangläuft und man die Natur genießen kann. Zusammen mit den Franzosen suchte ich mir dann auch ein Hostel und angesichts der Tatsache, dass unser Hostel mit WiFi, Bad mit warmem Wasser und einem eigenem Zimmer für uns vier gut ausgestattet war und Aguas Calientes eigentlich nur der Touristen wegen existiert, finde ich es immer noch erstaunlich, dass es im Nachhinein gesehen das billigste Hostel (10 Nuevo Sol = ca. 3€) meiner ganzen Reise war. Nach einem sehr gutem Abendessen hieß es dann auch schon früh ins Bett gehen, denn am nächsten Tag begannen ich mit ein paar anderen Franzosen um 4 Uhr morgens den Aufstieg (ebenso zu Fuß). Ich hatte sehr viel Glück mit dem Wetter, da die Regenzeit bereits begonnen hatte und an den Tagen zuvor das Wetter sehr schlecht war, aber an diesem Tag war fast keine Wolke am Himmel zu sehen. So wurde der Aufstieg mit Aussicht auf die umliegenden Berge bereits eine Erfahrung an sich und wir hätten manchmal fast unser eigentliches Ziel vergessen. Als wir um 7 Uhr in Machu Picchu ankamen, waren die Ruinen zum Glück noch ziemlich leer, da die meisten Touristen bei der Ankunft erst den Huayna Picchu, den Berg, von wo man auf die Ruinen herabschauen kann, besteigen. Ich hatte kein Ticket für den Huayna Picchu mehr bekommen, da ich meine Tickets erst am Vortag in Aguas Calientes gekauft hatte. Im Nachhinein finde ich dies aber nicht schlimm, so konnte man die Stadt in Ruhe besichtigen; als wir uns mittags wieder auf den Rückweg machten, waren die ganzen Ruinen voller Touristengruppen und man konnte auch kaum noch vernünftige Fotos schießen. Insgesamt war Machu Picchu natürich eine sehr tolle Erfahrung, aber für mich persönlich waren das die Ruinen umgebende Panorama und deren Lage auf dem Berg sogar beeindruckender als die Ruinen an sich. Der Rückweg erfolgte wieder per Fuß bis nach Hidroeléctrica und von dort aus im Bus wieder zurück nach Cusco. Die Rückfahrt verlief für mich nicht ganz ohne Probleme, denn nachdem ich zuerst von dem Fahrer per Liste aufgerufen worden war, hielt der Fahrer dann aber nach kurzer Fahrt auf einmal an und wollte ausgerechnet meine Quittung sehen, ich hatte allerdings keine erhalten, da ich mich am Vortag ziemlich spontan der Reisegruppe angeschlossen hatte. So hatte ich keine Wahl und musste trotz Protestierens noch einmal bezahlen und im nächsten Ort dann aus irgendeinem Grund auch noch den Bus wechseln. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann schon ziemlich entnervt, aber in dem neuen Bus lernte ich dann wieder neue, tolle Leute kennen und in Cusco bekam ich schließlich dann den Preis für die Fahrt auch wieder zurückerstattet, so dass ich im Endeffekt entschädigt wurde. In den letzten beiden Tagen in Cusco besuchte ich dann noch neben einigen Museen Moray, eine sehr beeindruckende Landwirtschaftsanlage der Inkas, die es ihnen beispielsweise ermöglichte, auch in den Höhen der Anden tropische Pflanzen anzupflanzen, und Salineras, wo aus über 3000 kleinen Wasserbecken Salz abgeerntet wird.

Nach Cusco trennten sich dann auch schon die Wege von Sophia und mir; mein nächstes Ziel hieß Lima, da ich mir die peruanische Küste erst auf dem Rückweg aus Ecuador anschauen wollte. Ich entschied mich allerdings auf dem Weg nach Lima spontan, in Nazca auszusteigen, da ich mir nicht sicher über die zeitliche Durchführbarkeit meines Reiseplans war und die berühmten Nazca-Linien auf keinen Fall verpassen wollte. Ich fuhr fast direkt nach meiner Ankunft zum Flughafen, der einzig Flüge über die Nazca-Linien anbietet. Im Kleinflugzeug flogen wir dann ungefähr eine halbe Stunde über die Wüste, wo sich die Linien befinden. Obwohl einige Figuren über hundert Meter lang sind, war es manchmal gar nicht so einfach, diese zu entdecken. Die Linien haben mich insgesamt schon sehr beeindruckt, denn es ist unglaublich, wie eine so alte Zivilisation in der Lage war, diese so exakt zu errichten und dass so viele Figuren heute noch in einem sehr guten Zustand sind. Ein bisschen getrübt wurde der Flug nur durch die Tatsache, dass mir im Verlaufe der Zeit zunehmend schlechter wurde, da das sehr kleine Flugzeug immer zwei Mal im Schrägflug an den Figuren entlangflog, damit man eine gute Sicht hatte und alle Passagiere die Figuren sehen konnten. Am Nachmittag machte ich mich schon wieder auf den Weg nach meinem ursprünglichem Ziel, Lima. Schon auf der Fahrt nach Nazca konnte man einen starken Wandel der Landschaft bemerken, so wurde der anfangs noch sehr bergige und kurvige Weg später flacher und monotoner. Auf dem Weg nach Lima durchquerte ich dann endgültig die Wüste, und da ich eine zum ersten Mal in meinem Leben sah, war es trotz der wenig abwechslungsreichen Landschaft ziemlich interessant, vor allem da sich direkt am Straßenrand über fast die gesamte Fahrt entlang  Plantagen zogen, aber direkt dahinter schon die Dünen der Wüste begannen. Kurz vor Lima endete dann die geradlinige Straße in einem Rechtsknick und auf einmal befand ich mich direkt am Meer, wo ich einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnte.

In Lima kam ich erst sehr spät nachts an, und da es eine sehr große Stadt (ca. 8 Millionen Einwohner) mit einem nicht besonders guten Ruf ist, suchte ich per Taxi ein Hostel, welches ich schließlich im wohlhabenderen Viertel Miraflores fand. In Lima wollte ich mir eigentlich nur die im Zentrum der Stadt gelegenen Kolonialgebäude anschauen, und da der Verkehr in Lima ebenso berüchtigt ist, entschied ich mich einfach zu laufen, da ich „nur“ ein Stadtviertel durchqueren musste. Als ich das erste Mal durch Miraflores lief, war ich über die „Westlichkeit“ des Viertels erstaunt, da es zum Beispiel nur so vor Luxuskarossen, Joggern und mit Personal Coach Tennis spielenden Frauen wimmelte. Ich lief zuerst einfach an der Küste entlang und dann an einer Hauptstraße hinein ins Zentrum. Bis ich dann aber endlich am Hauptplatz Limas ankam, musste ich der sich scheinbar unendlich ziehenden Straße erst einmal ein paar Dutzend Hauserböcken entlang folgen. Als ich endlich an meinem Ziel ankam, schaute ich mir noch ein paar Parks und historische Gebäude an und auf dem Weg zurück stattete ich Chinatown noch einen Besuch ab, dessen Markt der feria in El Alto wohl problemlos Konkurrenz machen könnte. Ziemlich müde kam ich abends wieder in meinem Hostel an, was aber nach ungefähr 25km zu Fuß wenig überraschend ist. Nach Lima und Peru zog es mich weiter nach Ecuador in dessen größte Stadt, Guayaquil. Es war wegen der Tatsache, dass Lima keinen Busterminal hat, nicht so einfach, ein Ticket zu kaufen, aber schließlich kaufte ich eines per Internet und die Reise ins nächste Land konnte beginnen. Die über 30 Stunden dauernde Fahrt war, davon abgesehen, dass fast rund um die Uhr Filme gezeigt wurden und wir mitten in der Nacht für eine Drogenkontrolle aussteigen mussten, überraschend angenehm.

In Guayaquil kam ich dann wieder einmal spät in der Nacht an und dieses Mal entschied ich mich, noch nach anderen Reisenden zu suchen, mit denen ich vielleicht ein Hostal suchen oder zumindest das Taxi teilen konnte. Ich sprach einen Mann, der sich als Schweizer herausstellte, an und wir teilten uns zumindest das Taxi, da er bereits eine Reservierung in einem Hotel hatte. Weil aber seine Begleiterin erst am nächsten Tag ankam, lud er mich schließlich sogar dazu ein, sein Hotelzimmer mit ihm zu teilen. So genoss ich für eine Nacht sogar den Luxus eines 4-Sterne-Hotels mit Buffet und allerlei Schnickschnack.  Am nächsten Tag erkundeten wir zusammen Guayaquil, die Stadt gefiel uns aber nicht wirklich und durch die dort herrschende Hitze in Verbindung mit der erdrückenden Luftfeuchtigkeit wird einem der Aufenthalt nicht unbedingt angenehmer gemacht. Die Entscheidung, weiterzureisen, fiel mir also nicht besonders schwer. Ich hatte auch überlegt, von Guayaquil aus auf die für ihre einzigartige Natur berühmten Galapagosinseln zu fliegen, aber der Preis war einfach nicht vereinbar mit meinem Reisebudget, weshalb ich ins Landesinnere nach Cuenca weiterreiste.

Auf der Fahrt nach Cuenca lernte ich ein Paar kennen, denen dort ein Hotel gehört und die mir ein Zimmer für einen sehr geringen Preis anboten. Cuenca liegt in den Bergen im Osten Ecuadors und war insgesamt einer meiner Lieblingsorte, da es dort einfach sehr viel entspannter als in den Großstädten oder den sehr touristischen Orten zugeht, es eine sehr schöne, saubere und sichere Stadt ist und viel zu entdecken gibt. In der Stadt gibt es einige sehr schöne Museen, wie zum Beispiel das Pumapungo Museum, was vielleicht das beste Museum war, das ich auf meinen Reisen besucht habe. Im Gebäude befinden sich bereits mehrere verschiedene Ausstellungen über Kunst, Währung, Geschichte und Ethnologie von Ecuador, während man draußen auf dem Gelände Inkaruinen und sogar einen sehr schönen botanischen Garten besichtigen kann. Eine Besonderheit Ecuadors ist, dass seit 2000 der US-Dollar als offizielle Währung benutzt wird. Ich kannte den Dollar bereits aus meiner Zeit in den USA und so fand ich es ein wenig verwirrend, dass in Ecuador zwar dieselben Dollarscheine wie in den Staaten verwendet werden, es aber zum Teil eigene Münzen gibt; so gibt es zum Beispiel in Ecuador neben dem 1$-Schein auch eine 1$-Münze, die sogar von den Geschäften eher bevorzugt wird. Von Cuenca aus unternahm ich einen  Tagestrip nach Ingapirca, weiteren Ruinen der Inka, besonders ist bei diesen allerdings, dass an diesem Ort die Inka mit den cañar, einer Gruppe von indigenen Einwohnern Ecuadors, zusammenwohnten und ihre Kulturen sich miteinander vermischten, welche sich zum Beispiel darin zeigt, dass es dort einen Sonnen- (Inka) und Mondtempel (cañar) gab, wo die jeweiligen Gottheiten verehrt wurden. Ich besuchte auch den außerhalb der Stadt liegenden Cajas Nationalpark. Da es keine regulären Verkehrsmittel zu dem Nationalpark gibt, fuhr ich in einem Reisebus nach Guayaquil mit, der an dem Park vorbeifuhr. Nachdem ich ein paar Stunden nach Gefühl durch den Park gewandert war, kam ich wieder an der Straße heraus, und um in die Stadt zurückzukommen, muss man entweder einen Reisebus anhalten oder auf ein vorbeifahrendes Taxi warten. Ich entschied mich, schon einmal loszulaufen und auf dem Weg Ausschau zu halten, auch wenn ich noch über 35km von Cuenca entfernt war. Allerdings verstrichen die Zeit und die Kilometer und es ergab sich für mich einfach keine Mitfahrgelegenheit. Es fing dann auch noch an, heftig zu regnen und schließlich versuchte ich es sogar (ohne Erfolg) per Anhalter. Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als den ganzen Weg nach Cuenca zurückzulaufen. Nach über 40km Laufen brauchte ich, einmal angekommen in der Stadt, zuerst etwas Essen und Wasser, da ich überhaupt nicht auf eine längere Wanderung vorbereitet war und den ganzen Weg ohne Vorräte absolviert hatte. Am 24. Dezember findet in Cuenca jedes Jahr einer der größten Weihnachtsumzüge Südamerikas statt, den ich mir natürlich nicht entgehen ließ, auch wenn ich mir nicht den ganzen 7-stündigen Umzug anschaute. Trotzdem kam aber bei mir insgesamt nicht so wirklich Weihnachtsstimmung auf und am Weihnachtsabend fuhr ich dann per Bus schließlich weiter Richtung Norden nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors.

In Quito verbrachte ich dann die letzten Tage des Jahres, neben der Stadt mit ihren wunderschönen Kolonialbauten (die Altstadt von Quito wurde 1978 als erste Stadt überhaupt als UNESCO- Weltkulturerbe eingestuft) schaute ich mir zum Beispiel ein paar Museen an. Die Stadt ähnelt wegen ihrer Lage und Klima ein wenig La Paz, in Quito gibt es aber viel mehr Grünflächen und Parks, was mir sehr gefiel. Quito liegt in ebenso in einem Tal umringt von Bergen, allerdings sind diese in Quito teilweise auch noch (aktive) Vulkane. Natürlich konnte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und so bestieg ich den Hausberg Quitos, den Rucu Pichincha. Da man erst per Seilbahn bis auf circa 4000m fährt, war der Aufstieg bis zum Gipfel auf fast 4800m Höhe auch gut ohne Ausrüstung möglich. Der Aufstieg an sich gestaltete sich schon sehr unterhaltsam, da ich Gesellschaft in Form von drei Amerikanern hatte, die in Quito leben. Die Sicht von dem Gipfel war dann für mich einer der schönsten Momente meiner Reise: ich blickte zur gleichen Zeit auf ganz Quito, den Krater des Vulkans und auf der anderen Seite ein riesiges Nebelmeer hinab. Wir befanden uns außerdem exakt auf Höhe der Wolken, die direkt auf uns zukamen, was für einen ganz besonderen Eindruck sorgte. Während meines Aufenthaltes in Quito besuchte ich dann außerdem noch das mitad del mundo (Mitte der Welt) Monument, wo zum ersten Mal der Verlauf des Äquators bestimmt wurde, der dem Land Ecuador schließlich seinen Namen gab. Damit beendete ich bereits meine Reise durch das wunderschöne Ecuador und nahm mein letztes Land in Angriff: Chile. Ich hätte auch noch sehr gerne Kolumbien gesehen, aber mir war es wichtiger, Sofía, eine Freundin von mir, die ich während ihres Auslandsjahres in Deutschland vor fast 2 Jahren kennengelernt hatte, zu besuchen. Da die Reise nach Chile per Bus einige Tage gedauert hätte, entschied ich mich schließlich, per Flugzeug von Quito aus über Guayaquil nach Santiago zu fliegen, damit ich am 31. Dezember schon in La Serena sein würde, um dort mit ihr gemeinsam Silvester zu feiern. Ich war ehrlich gesagt ziemlich nervös wegen des Fluges, da ich unter anderem nur 45 Minuten zum Umsteigen in Guayaquil hatte und war dementsprechend erleichtert, als ich endlich in Santiago ankam. Ich hatte extra schon vorher das Busticket per Internet für die nächtliche Fahrt nach La Serena gekauft, damit ich für alle Eventualitäten vorbereit war. Ich kam schon nachmittags am Terminal an und gab meinen Reiserucksack in einem dortigen Geschäft ab, um ihn nicht die ganze Zeit mit mir herumtragen zu müssen. Da es an diesem Tag aber in Santiago sehr heiß und schwül war, entschied ich mich gegen eine eventuelle Stadterkundung. Ich saß also im Terminal und langeweilte mich trotz Musikhörens, Lesens, etc. stundenlang zu Tode. Um kurz nach 10 ging ich dann raus, um ein wenig die nun deutlich kühlere Luft zu genießen. Dabei entdeckte ich allerdings beim Blick auf die Uhr, dass es schon nach 12 war, ich hatte nämlich überhaupt nicht bedacht, dass zwischen Ecuador und Chile zwei Stunden Zeitunterschied liegen. So freute ich mich zuerst, da dies bedeutete, dass ich nicht mehr lange auf meinen Bus warten musste und setzte mich an den Bussteig. Allerdings fiel mir nach ein paar Minuten ein, dass mir ja mein Reiserucksack fehlte und stellte mit Schrecken fest, dass ich ihn bis 12 Uhr hätte abholen müssen. Darauf wurde ich ziemlich panisch und rannte hinein, aber das Geschäft war natürlich schon längst zu. Meine Verzweiflung wuchs stetig und so rannte ich im Terminal herum und flehte die Sicherheitsleute, Hausmeister oder auch die Leute an den Schaltern an, ob sie mir vielleicht noch einmal das Geschäft aufschließen könnten. Ich habe wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so viel und so schnell auf Spanisch gesprochen und muss meine Verzweiflung ziemlich gut herübergebracht haben, da die Leute am Schalter sogar extra ihre Chefin herbestellten, selbst diese hatte allerdings keinen Schlüssel für das Geschäft. Sie boten mir sogar noch freundlicherweise an, den Preis von meinem Ticket zu erstatten, auch wenn mein Bus mittlerweile schon weg war, aber dieses hatte ich in der Hektik natürlich verlegt. So musste ich die Nacht in Santiago (in einem ziemlich teuren Hostel) verbringen und ein neues Ticket für den mehrfachen Preis kaufen, da es eben für den 31. Dezember war und es nur noch Platz in der ersten Klasse gab, aber das war mir dann nach all der Hektik und dem Stress dann auch irgendwie egal.

Ich kam dann also erst am Nachmittag in La Serena an, wo ich von Sofía und ihren Eltern abgeholt wurde. Wir wohnten dort in der Wohnung ihrer Eltern und ich genoss es nach den Reisen sehr, einfach mal in den Tag hinein leben zu können und nicht jeden Tag durchplanen zu müssen. Ich verbrachte dort Silvester, dass zusammen mit den Nachbarn gefeiert wurde. Nicht so wie in Deutschland gibt es in Chile übrigens keine privaten Feuerwerke, sondern eine Handvoll Stellen, wo die städtischen Behörden für das Spektakel verantwortlich sind. Andere Besonderheiten waren zum Beispiel das Tragen von Masken, das Essen von 12 Weintrauben, bei dem man sich etwas für jeden Monat des neuen Jahres wünschen kann oder dass man statt „rutschen“, von einem kleinem Hocker ins neue Jahr „springt“. Die folgenden Tage verliefen eher entspannt und ich genoss es sehr, einfach mal ein wenig Zeit am Strand und im Meer verbringen zu können. Wir unternahmen außerdem eine kleine Wanderung auf den cerro alto von La Serena und einen Ausflug ins valle del elqui, wo ich dann eine Nacht für eine Sternentour in einem Observatorium verbrachte. Da der Norden Chiles eine der trockensten Regionen der Erde ist, ist sie wegen des klaren Himmels auch eine der besten Orte, um Sterne beobachten zu können und so sind dort die meisten amerikanischen und europäischen Teleskope zu finden. Da mit dem pazifischen Feuerring auch die geologisch aktivste Zone der Erde durch Chile verläuft, ist das Land ebenso bekannt für seine vielen Vulkane und Erdbeben. Viele Chilenen sagten mir zum Beispiel, dass man nicht wirklich in Chile gewesen sei, wenn man kein Erdbeben erlebt hätte. Ich hatte sogar das „Glück“, während meines Aufenthaltes in La Serena ein Erdbeben zu erleben, als ich völlig nichtsahnend im Wohnzimmer saß und plötzlich die ganze Wohnung anfing, zu wackeln. Ich muss sagen, dass es schon ein sehr merkwürdiges Gefühl ist, wenn auf einmal alles um dich herum und sogar der Boden unter dir sich bewegt und ich brauchte erst einmal ein paar Sekunden, um zu verstehen, was eigentlich gerade passierte. Für mich war das vielleicht ein- oder zweiminütige Beben eine herausragende Erfahrung und mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala habe ich ein gar nicht so schwaches Exemplar zu spüren bekommen.

Nach fast zwei Wochen in La Serena machten Sofía und ich uns auf den Weg nach Santiago, wo sie wohnt und studiert. Dort wohnten wir in dem eher wohlhabenderen Viertel Providencia und Sofía zeigte mir die Stadt, die mich beim zweiten Besuch doch positiv überrascht hat. Chile selber ist schon wahrscheinlich das modernste und westlichste Land Südamerikas, aber Santiago ist dann noch einmal eine Klasse für sich. Dies gilt allerdings auch für die Preise, die sich oft sogar deutlich über europäischem Niveau befinden. Ein Highlight war der Besuch des Costanera, dem höchsten Gebäude Südamerikas, von dem wir den Sonnenuntergang und das Lichtermeer der Stadt beobachten konnten. Nach drei Tagen in Santiago trennten sich dann unsere Wege, da sie in den Süden Chiles reiste und es für mich langsam wieder Zeit wurde, in Richtung Norden nach Bolivien zu reisen.

Vorher reiste ich aber von Santiago aus erst einmal auf in Richtung Westen an die chilenische Küste nach Valparaíso, das mir vorher von einigen Personen empfohlen wurde. Besondere Merkmale von Valparaíso sind die traditionellen Bergbahnen, der einzigartige Architekturstil und die murales, die bunten Wandgemälde, die einen großen Teil der Stadt schmücken. Durch die Fotos bekommt man wohl den besten Eindruck von der Stadt. Außerdem besuchte ich in Valparaíso noch ein Museum über die Geschichte Chiles mit Fokus auf den Meereskriegen, und das dortige Haus des Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda. Nach Valparaíso reiste ich dann in den Norden Chiles und in eine der trockensten Regionen der Welt: die Atacamawüste.

Nach ungefähr 25 Stunden Busfahrt kam ich dann um Mitternacht in San Pedro de Atacama an. Ich machte mich mit jeweils zwei Engländern und Brasilianern auf die Suche nach einem Platz zum Schlafen und wir verbrachten die Nacht in dem Hostel, wo die Engländer bereits eine Reservierung hatten. Am nächsten Tag mussten die Brasilianer und ich allerdings ein Neues suchen, da das Hostel ausgebucht war. Wir fanden allerdings in der Nähe ein besser (sogar mit Pool) ausgestattetes und sogar billigeres Hostel, wo wir die restlichen 5 Tage verbrachten, in denen wir sehr viel gemeinsam unternahmen und uns miteinander anfreundeten. In San Pedro hatte ich wieder ein ziemlich straffes Programm, da es, obwohl es nur ein kleines Dorf in der Atacamawüste ist, in der Umgebung sehr viel zu sehen gibt und so unternahm ich an den meisten Tagen sogar zwei Touren, da das Zwischenseminar in Bolivien vor der Tür stand und mir somit nicht so viel Zeit blieb. So besuchte ich zuerst das valle de la luna (Mondtal), das seinen Namen der beeindruckenden Landschaft mit den vielen außerirdisch wirkenden Gesteinsformationen und Sanddünen verdankt. Am zweiten Tag konnte ich erst Flamingos in einer kleinen Lagune beobachten, bevor es dann auf über 4000m zu zwei weiteren Lagunen ging, welche mir einen der schönsten Anblicke meiner Reise geboten haben. Dort sah ich auch zum ersten Mal vicuñas aus nächster Nähe. Zusammen mit den Brasilianern besuchte ich am folgenden Tag eine Lagune, deren Salzgehalt so hoch ist, dass man wie im toten Meer im Wasser „schwebt“ und die Haut, schon kurz nachdem man das Wasser verlässt, von einer Salzschicht überzogen ist und anfängt, sich zu schälen. Am nächsten Tag fuhr ich schon um 4 Uhr morgens los, um mir Geysire anzuschauen. Dieses Naturphänomen ist nur früh morgens zu beobachten und sehr beeindruckend. Das aus der Erde kommende Wasser ist warm genug, um zum Beispiel fürs Frühstück Eier zu kochen oder ein heißen Kakao zuzubereiten. In der Nähe des wie ein Schlachtfeld aussehende Gebietes gibt es dann auch heiße Quellen, wo (falls man sich denn überwinden konnte, sich bei den sehr niedrigen Temperaturen die Kleidung auszuziehen) man sich noch ein wenig Baden konnte. Ich probierte mich dann auch noch am Sandboarding, wobei ich (auch ohne Skate- oder Snowboarderfahrung) am Ende sogar die komplette Sanddüne hinunterfahren konnte und es mir riesigen Spaß gemacht hat, auch wenn es mit der Zeit doch ziemlich anstrengend wurde, immer wieder die Düne hochzulaufen. Den Schlusspunkt bildete dann eine Tour ins valle de arco iris (Regenbogental) mit seinen bunten Bergen und riesigen Kakteen. Nach der sehr schönen gemeinsamen Zeit mit meinen brasilianischen Freunden war es dann Zeit, sich zu verabschieden und weiterzureisen. Ich hätte von San Pedro schon direkt nach Bolivien weiterreisen können, entschloss mich aber, noch die letzten Tage in Iquique zu verbringen und von dort direkt zum Zwischenseminar nach Cochabamba zu reisen.

In Iquique kam ich früher als geplant an, genauer gesagt um 4 Uhr morgens. Ich wollte ohnehin nur maximal 2 Tage dort verbringen, also wollte ich zuerst einmal mein Ticket für die Weiterfahrt nach Cochabamba, wo das Zwischenseminar stattfand, kaufen. Dafür musste ich erst einmal per Taxi vom Terminal ein wenig in die Stadt hinein fahren, da am Terminal nur die Tickets für Fahrten innerhalb Chiles verkauft werden. Ich kaufte also ein Ticket für den nächsten Tag und machte mich auf die Suche nach einem Hostel in der Umgebung. Die Straßen waren für diese Uhrzeit eigentlich noch relativ gut belebt und beleuchtet und so machte ich mir nicht viele Gedanken. Als ich allerdings zwei Häuserblöcke weiter die Straße überqueren wollte, wurde ich dann noch Zeuge eines nicht so schönen Vorfalls, da circa 10-15 Meter von mir entfernt ein betrunkener Mann von 4-5 Personen niedergeprügelt und liegengelassen wurde. Insgesamt dauerte das alles nur ein paar Sekunden, da die Leute aus einen Auto heraussprangen, den Mann angriffen und wieder mit dem Auto wegbrausten. Für mich war das Ganze so unerwartet und ich war wohl auch ein wenig geschockt, denn ich muss zugeben, dass mir erst ein paar Stunden danach überhaupt erst der Gedanke kam, dass ich vielleicht hätte versuchen sollen, dem Mann zu helfen. In dem Moment, zudem mit zwei Rücksäcken bepackt, war mir nur bewusst, dass ich genauso gut das Opfer dieser Leute hätte sein können, vor allem da ich ja nur wenige Meter entfernt über die Straße lief. Danach war mir auch irgendwie die Lust auf weiteres Suchen nach einem Hostel vergangen (vor allem, da alle vorher entweder zu oder voll waren) und ich ging zurück und konnte zum Glück mein Ticket problemlos zu Einem nach La Paz tauschen. Ich war schließlich ziemlich froh, wieder nach Hause zu kommen, nur die bolivianische Bürokratie an der Grenze spielte (mal wieder) ein wenig den Spielverderber. Die Grenzbeamten hielten es nämlich für notwendig, neben den Bus auch jede einzelne Tasche aufzumachen und zu durchsuchen, weshalb wir insgesamt ganze 7 Stunden an der Grenze verbrachten, weshalb ich erst spät abends in La Paz ankam.

In La Paz nutzte ich dann den folgenden Tag, um meinen Rucksack auszuräumen, meine Klamotten zu waschen, etc. und machte mich dann abends mit Clara, einer anderen deutschen Freiwilligen auf den Weg nach Cochabamba.

Wieder einmal viel zu früh morgens kamen wir dann in Cochabamba an, wo wir uns entschieden, im Terminal zumindest bis Sonnenaufgang zu warten. Dort trafen wir dann noch eine andere deutsche Freiwillige aus Sucre, die wir auch schon bei unserem dortigen Wochenendtrip letztes Jahr zufällig getroffen hatten und gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg nach Quillacollo, einer Mittelstadt circa 10km von Cochabamba entfernt, wo wir die 5 Tage untergebracht waren. Insgesamt nahmen ungefähr 25 deutsche Freiwillige, hauptsächlich aus La Paz/El Alto und Cochabamba, am Seminar teil. Die meisten Freiwilligen kannten wir schon vom Einführungsseminar und so wurden erst einmal viele gemachte Urlaubserfahrungen ausgetauscht. Das Seminar und dessen Programm empfand ich eigentlich als weitestgeend gut gelungen, aber nicht so interessant, da die meisten angesprochen Probleme für mich persönlich keine große Relevanz hatten. Nach meinen langen Reisen und all den neuen Eindrücken und Personen war ich irgendwie vom Kopf her auch einfach nicht mehr so aufnahmefähig und so war ich sehr froh, als das Seminar zu Ende war und wir nach Hause fuhren. Das bedeutete dann auch endgültig das Ende meiner Reise und ich muss sagen, dass ich sehr glücklich und dankbar für diese sehr ereignisreise Zeit bin, die ich an so vielen wunderschönen Orten und mit so vielen tollen Personen verbracht habe, dass ich sie hier nicht alle erwähnen kann.

Kaum zurück in La Paz, stand am nächsten Wochenende dann auch schon Karneval auf dem Programm. Berühmt ist hierbei natürlich der Karneval in Oruro, denn ich auch unbedingt sehen wollte, weshalb ich mit Gabriel, einem bolivianischen Freund von mir, nach Oruro fuhr. Dort findet jedes Jahr einer der größten Karnevalsumzüge Südamerikas statt; drei Tage lang tanzen unzählige Tanzgruppen von früh morgens bis spät nachts und die mehreren hunderttausend Besucher jedes Jahr lassen beim Feiern die Stadt nie zur Ruhe kommen. Wir schauten uns den Umzug mehrere Stunden lang an, blieben aber nicht über Nacht, da wir von dem Umzug ehrlich gesagt nicht so begeistert waren und ich außerdem krank war. Mir gefiel da insgesamt der Karneval in La Paz besser, denn dort (neben dem Umzug) wurden zum Beispiel auf den Straßen Schlachten mit Schaumdosen und Wasserbomben geführt. Dies gab es zwar auch im kleineren Maßstab in Oruro, aber in La Paz wurde dafür eigens die gesamte Hauptstraße gesperrt, wo sich tausende Menschen versammelten und sich gegenseitig nassmachten. Das finde ich einfach unterhaltsamer, als stundenlang auf einer Tribüne den Tanzgruppen zuzusehen, die sich insgesamt auch nicht so stark voneinander unterschieden. Ich bin in La Paz dann auch mal den ganzen prado, wo die Straßenschlachten ausgetragen wurden, entlanggelaufen und witzigerweise hat sich zu Beginn niemand getraut, den „gringo“ mit Schaum zu besprühen, aber als sich schließlich ein Mädchen traute, war ich plötzlich das Lieblingsziel von allen und wurde von oben bis unten durchnässt.

Seit Januar befindet sich auch bei dem Freilufttheater unweit unseres Wohnortes eine Art Jahrmarkt, der „la feria de alasitas“ genannt wird. „Alasitas“ ist Aymara und bedeutet so viel wie „kauf mir“. Hauptsächlich werden auf dem Markt Miniaturobjekte verkauft, die wohl als eine Art materielle Neujahrsvorsätze betrachtet werden können. Auf dem Markt kauft man die Dinge, die für das stehen, was man sich für das neue Jahr wünscht, wie zum Beispiel Geld, Glück in der Liebe oder Gesundheit und lässt diese dann „segnen“. Auf dem Markt findet man so ziemlich für alle Wünsche den passenden Miniaturgegenstand, es gibt zum Beispiel für jeden einzelnen Studiengang ein Minizertifikat oder auch für Leute mit mangelndem Glück in der Liebe kleine Puppen in allen möglichen Ausführungen. Außerdem gibt es dort zur Vergnügung jede Menge Spielstände, wie zum Beispiel Tischkicker, Entenschießen, und weitere Dinge, die man von einem Jahrmarkt kennt. Typisches Essen für dieses Event ist übrigens „api con pastel“, ein süßes, aus Mais hergestelltes Heißgetränk (api), was mich ein wenig an Glühwein erinnert hat, mit zwei frittierten Empanadas mit Käsefüllung, auf die dann Puderzucker gestreut wird und besonders für die eher kalten Tag hervorragend geeignet ist.

In der Schule hat sich im Vergleich zum letzten Jahr sehr viel verändert, so gibt es nun jede Menge neue Gesichter, ob bei Lehrern oder Schülern, was auch daran liegt, dass es in Bolivien relativ normal ist, alle paar Jahre die Schule zu wechseln. Auch unsere Aufgaben in der Schule haben sich komplett verändert, wie uns schon vor den Ferien mitgeteilt wurde, sollte Sophia die ganze Zeit im Kindergarten bei Marisa arbeiten, während ich hauptsächlich dienstags und donnerstags im Englischunterricht und an den anderen Tagen in der 3./4. Oder 5./6. Klasse helfen sollte. In den ersten Tagen bekam ich allerdings immer andere individuelle Aufgaben zugeteilt, wie zum Beispiel Ordner für die Lehrer und Schüler basteln oder auch mal zur lokalen Schulbehörde in Achocalla laufen und für die Schule dort Papierkram erledigen. Die Situation mit Sophia im Kindergarten hat aber nicht so gut funktioniert, weshalb nach 3 Tagen entschieden wurde, dass ich im Kindergarten helfen solle und in Folge dessen wurden unsere Stundenpläne mehr oder weniger getauscht. Sophia hilft jetzt dienstags und donnerstags im Englischunterricht, mittwochs in der Küche, freitags geht sie für den Wocheneinkauf auf den Markt in El Alto und die restliche Zeit hilft sie in der 3./4.  Klasse, in der sie letztes Jahr auch schon war. Ich habe jetzt bereits ein paar Wochen im Kindergarten hinter mir und muss sagen, dass ich es dort schon mag, die Arbeit aber auch sehr anstrengend ist, was meiner Meinung einfach daran liegt, dass fast ¾ der Kinder neu auf der Schule sind und einfach noch Probleme haben, sich einzuordnen und an die Regeln zu gewöhnen. Ich empfinde jedenfalls einen großen Unterschied zwischen den Kindern, die schon ein Jahr auf der Schule sind, und denen, die neu sind. Auf jeden Fall gibt es eigentlich immer jede Menge zu tun und am Ende des Tages weiß man genau, was man am Tag geleistet hat. Meiner Meinung nach ist auch jetzt schon eine kleine Weiterentwicklung der Kinder zu beobachten, am Anfang gab es eigentlich täglich irgendwelche Probleme wie Heulattacken, kleinere Scharmützel, Blasenkontrollverluste oder Anderes, mittlerweile hat sich das aber schon ein wenig eingependelt. Mittlerweile sind wir hier auch mitten in der Regenzeit und es regnet sehr häufig und sehr viel. Ende Februar wurde sogar einmal der Klassenraum des Kindergartens über Nacht überflutet, sodass der Unterricht ausfiel. Mitte Februar haben auch zwei Mädchen aus Schweden angefangen, hier an der Schule zu arbeiten.  Sie werden ungefähr einen Monat bleiben und zusammen mit Frida, die auch zuvor manchmal im Kindergarten gearbeitet hat, habe ich an dem Freitag, wo der Unterricht wegen der Überflutung ausfiel, den Müll, der durch die Regenfälle angeschwemmt wurde, aufgesammelt. Nach über vier Wochen im Kindergarten wurde jetzt mein Stundenplan auch noch einmal geändert: Da sich die Gruppe der Kinder als eher schwierig erwiesen hat, wurde beschlossen, dass im Kindergarten die Hilfe von jemandem nötig ist, der über eine gewisse Erfahrung bzw. Ausbildung mit der Arbeit von Kindern verfügt. Ich arbeite demzufolge nur noch dienstags und donnerstags im Kindergarten und werde montags in der 1./2. und mittwochs in der 5./6. Klasse helfen. Ich bin besonders gespannt auf die 1./2. Klasse, da dies die einzige Klasse ist, in der ich noch nicht gearbeitet habe, aber auch in der 5./6. Klasse erwarten mich neue Schüler und auch eine neue Lehrperson.

Saludos, Niclas

25.11.2015 Die ersten Reisen

So, nach wieder ein bisschen vergangener Zeit wurde mal der nächste Bericht fällig, es ist nämlich wieder Einiges passiert. Damit wir in unseren Frühlingsferien (1 Woche) verreisen konnten, benötigten wir erst einmal unsere Visa. Wir gingen also am Montag zum zigsten Mal zur migración, um erneut den Antrag zu stellen. Dieses Mal hatten wir immerhin einen Teilerfolg: Sophia bekam ihr Visum, während ich, der zur gleichen Zeit am Schalter nebenan bedient wurde, mit der Bitte, zusätzlich meine Kontoauszüge oder die der Schule der letzten 6 Monate einzureichen, erneut abgelehnt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich mit meiner Geduld dann doch ziemlich am Ende und zurückhalten musste, da ich nur wenig Verständnis dafür hatte, dass wir mit denselben Dokumente und zur gleichen Zeit unterschiedlich behandelt wurden. Auch unsere Anwältin war sehr überrascht und sogar ein wenig ratlos, schließlich ging sie persönlich noch einmal mit mir zu der migración, allerdings wieder ohne Erfolg. Unsere Stimmung war nun ziemlich auf dem Nullpunkt, weil nun unsere ganze Reise auf der Kippe stand. Die Kontoauszüge der Schule waren erst bis zur nächsten Woche aufzutreiben, da in den Ferien nun einmal niemand in der Schule verweilt. Mit meinen Kontoauszügen war es auch nicht viel einfacher, denn diese waren in Deutschland und mussten außerdem noch übersetzt und beglaubigt werden, was wohl ebenfalls mindestens eine Woche gedauert hätte. Also ging ich mit unserer Anwältin am Dienstag erneut zur migración und wir versuchten, den Schalter, an dem Sophia am Vortag ihren Antrag bewilligt bekommen hatte, zu erwischen. Dies dauerte zwar wieder einige Stunden, allerdings war ich die Warterei mittlerweile gewohnt und war mit Musik, Büchern, etc. vorbereitet. Mittlerweile hatte ich schon so viel Zeit dort verbracht, dass ich sogar einen Fußballspieler des lokalen Clubs The Strongest, der die bolivianische Staatsangehörigkeit beantragen wollte, gesehen hatte. Als wir endlich an dem gewünschten Schalter ankamen, wurden wir aber aus demselben Grund wie am Vortag zurückgewiesen. Allerdings erfuhren wir, dass die Kontoauszüge weder übersetzt noch notariell beglaubigt sein mussten, weshalb ich mir einfach Fotos von den Kontoauszügen schicken lies und diese ausgedruckt abgab. Als auch ich endlich den Abholschein für mein Visum in den Händen hielt, war ich einfach nur unglaublich erleichtert und froh, dass die ganzen Behördengänge endlich ein Ende hatten und wir wenigstens noch ein paar Tage der Ferien zum Verreisen nutzen konnten.

Als Ziel für unseren Kurztrip hatten wir uns die Stadt Coroico in den Yungas ausgesucht. Coroico liegt nordöstlich und ca. 85km entfernt von La Paz auf einer Höhe von ungefähr 1700m. Ursprünglich wollten wir dann von dort aus nach ein paar Tagen weiter in die Provinz Beni reisen, was aus Zeitmangel aber nicht mehr möglich war. Statt einfach mit einem Minibus nach Coroico zu fahren, schlossen wir uns einer der zahlreichen Touren an, die mit dem Mountainbike über die berüchtigte Todesstraße (Camino de la muerte) fahren. Heutzutage fast ausschließlich von solchen Fahrradtouren befahren, war die Todesstraße bis zum Bau einer neueren und sichereren Straße vor einigen Jahren als gefährlichste Straße der Welt bekannt, auf der schon dutzende Menschen ihr Leben gelassen haben. Die Strecke ist aber aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit und Unebenheit immer noch sehr gefährlich, weshalb sich der Gegenverkehr meistens durch Hupen vorher ankündigt. Auf der Straße herrscht (übrigens als einzige Straße Südamerikas) noch immer Linksverkehr , da, als die Straße noch als Haupttransportweg von Gütern wie Lebensmitteln nach La Paz genutzt wurde, es für die schwer beladenen Wagen sehr schwierig und gefährlich war, direkt am Abhang und am Berg anzuhalten oder gar auszuweichen. Unsere Tour begann am Mittwochmorgen mit einem gemeinsamen Frühstück, bevor es dann mit einem Minibus zu dem Startpunkt La Cumbre (span.: der Gipfel) auf einer Höhe von ca. 4700m ging. Die anderen Leute der Tour waren fast ausschließlich Europäer, unter anderem aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Auf der ungefähr 65km und 4 Stunden langen Strecke durchquert man über 3000 Höhenmeter und eigentlich alle verschiedenen Klimazonen Südamerikas, vom ariden Altiplano bis hin zum Regenwald. Auf dem Weg stach neben den atemberaubenden Ausblicken deshalb vor allem der Vegetationswandel ins Auge: Es wurde, umso tiefer man gelangte immer grüner, wärmer und feuchter. Auch der Weg verwandelte sich von einer breiten, asphaltierten Straße zunehmend in eine immer enger und holpriger werdende Schotterpiste. Auf ungefähr der Hälfte der Strecke fing es dann auch noch zu regnen an, wodurch man teilweise so gut wie nichts mehr sehen konnte. Hatte ich vorher ziemlichen Respekt vor der Death Road, packte mich schon nach sehr kurzer Zeit das Adrenalinfieber und ich wollte eigentlich nur noch schneller und schneller fahren. Am Ende der Fahrt waren wir dann aber auch alle komplett nass, von Dreck überzogen und konnten unsere Hände kaum noch bewegen, da diese am Lenker jeden einzelnen Stein zu spüren bekamen.

Einmal in Coroico angekommen suchten wir erst einmal ein Hostel zum Schlafen, was aber nicht lange dauerte, da  Coroico ein beliebtes Wochendurlaubsziel für viele paceños (Leute aus La Paz) ist und deshalb sehr gut auf Touristen eingestellt ist. Mit ca. 20 000 Einwohnern ist Coroico sehr viel kleiner und ruhiger als La Paz und besonders unter Woche ist dort nicht viel los, was aber eine willkommene Abwechslung zu unserem Leben in der Großstadt darstellte und ich am ersten Morgen ganz verwirrt war, als ich vom Gezwitscher der Vögel geweckt wurde, da ich dieses Geräusch gar nicht mehr gewohnt war. Viel ungewohnter war aber das warme und feuchte Klima und die unendlich scheinende  dichte, grüne Vegetation. Ich fande es richtig schön, einfach mal mit T-Shirt, kurzer Hose und Flip-Flops rumlaufen und die Natur mit all den Pflanzen und den bunten Vögeln beobachten zu können. Wir blieben bis Samstag in Coroico und schauten uns in der Umgebung einige Sehenswürdigkeiten an. So gibt es dort mehrere Wasserfälle, zu denen wir erst wanderten und uns dann ein wenig baden konnten. Zudem besuchten wir einen Seilrutschenpark, wo man auf 3 Strecken auf schwindelerregender Höhe über die Täler und Dörfer raste und den Tierschutzpark Senda Verde (grüner Pfad), wo misshandelte und von Schmugglern beschlagnahmte Tiere ein neues Zuhause gefunden haben und, falls möglich, auch auf die Auswilderung vorbereitet werden. Dort werden alle möglichen Arten von Tieren von Freiwilligen aus aller Welt gepflegt, unter anderem mehrere Affen- und Vogelarten.

Außerdem hat uns in Coroico die sehr große Auswahl an ausgezeichneten Restaurants sehr gefallen, unter anderem gibt es dort auch ein deutsches Restaurant, welches es uns sehr angetan hat. Die traditionelle bolivianische Küche beinhaltet eher eine begrenzte Auswahl an Gerichten ohne Fleisch, was mich als Vegetarier und Sophia, die nur sehr wenig Fleisch isst, manchmal (vor allem unterwegs) vor Probleme stellt. So kann es vorkommen, dass in der Suppe, die als ausdrücklich „ohne Fleisch“ beschrieben wurde, plötzlich ein ganzes (!) Hühnerbein auftaucht oder man statt „Fleisch“ einfach Hühnchen serviert bekommt. Bei Ständen auf der Straße trifft man meistens nur auf Unverständnis, wenn man versucht, ein Gericht ohne Fleisch zu bestellen oder das Fleisch durch etwas anderes ersetzen zu lassen. Ein weit verbreitetes, vegetarisches Gerichts hier in Bolivien ist papa a la huancaína: Ursprünglich aus Peru stammend, besteht dieses Gericht aus Kartoffeln (span.: papa), Salat, Tomaten, ein paar Scheiben Käse, gekochten Eiern und Erdnusssoße. Nachdem ich mich zu Beginn ein wenig daran gewöhnen musste, laufe ich mittlerweile eher Gefahr, aus Mangel aus Alternativen mich daran zu überessen. Zum auswärts essen gehen ist in La Paz der wohlhabendere Stadtteil Sopocachi geeignet, da dort sehr viel mehr Ausländer leben, was sich allerdings natürlich auch im Preis widerspiegelt. Zuhause ohne Fleisch zu kochen ist aber einfach, passenderweise sind vor allem pflanzliche Nahrungsmittel wie Früchte oder Gemüse ziemlich billig, da sie nicht importiert werden müssen. Wir sind nur ein wenig durch den fehlenden bzw. nicht funktionierenden Ofen ein wenig eingeschränkt, aber mittlerweile haben wir uns auch daran gewöhnen können.

Nachdem wir aus dem Urlaub zurückgekommen sind, mussten wir dann noch einen letzten Behördengang auf uns nehmen, denn wir brauchten noch unseren bolivianischen Personalausweis.  Mit diesem brauchen wir dann auch nicht immer den Reisepass bzw. eine Kopie dessen mitzunehmen. Dieser letzte Behördengang war überraschenderweise ziemlich unkompliziert und schnell erledigt, womit wir uns nun voll auf unseren Aufenthalt und unsere Arbeit konzentrieren können.

Anfang Oktober besuchten wir zum Beispiel das Länderspiel zwischen Bolivien und Uruguay im einen Häuserblock entfernten Stadion. Obwohl Uruguay am Ende 2:0 gewann, merkte man vor allem in der zweiten Halbzeit bei den uruguayischen Spielern sehr deutlich die höhere körperliche Belastung und den insgesamt immer weniger werdenden Spielfluss. Insgesamt hätte ich Bolivien auch deshalb als die bessere Mannschaft der Partie gesehen, aber Uruguay spielte, wahrscheinlich wegen der höheren individuellen Qualität (trotz des Fehlens von Superstars wie Luis Suárez und Edinson Cavani waren Spieler wie Diego Godin, Fernando Muslera, José Giménez oder Martin Caceres dabei) sehr clever und erzielte ein Abstauber- und ein Freistoßtor. Die Stimmung im Stadion war wieder einmal hervorragend, gefühlte 99% der Zuschauer feuerten begeistert Bolivien an, nur zum Schluss kippte ein wenig die Stimmung und der Frust der Fans entlud sich am Schiedsrichter.

Eine Woche später besuchten wir dann ein Konzert unter freiem Himmel hier in La Paz der bolivianischen Band „Los Kjarkas“, eine der erfolgreichsten Bands Boliviens. Das Konzert war als 5000. Konzert der Band ein richtiges Großereignis und die Schlange am Eingang hatte sich schon am Mittag gebildet. Die Musikrichtung ist wohl am besten als andine Volksmusik zu bezeichnen und ist hier sehr populär. Geprägt ist diese Musik von den Instrumenten wie zum Beispiel den Panflöten, die auch in der Schule gespielt werden. Da ich in der „Musikklasse“ der Schule bin, habe ich mich natürlich auch schon ab und zu an der Panflöte probiert und kann mittlerweile auch ein paar einfachere Lieder spielen.

Wir haben außerdem begonnen, wöchentlich Deutschunterricht zu geben. Die Idee stammt von Roberto, einem Lehrer von unserer Schule, der sehr interessiert an der deutschen Sprache und Kultur ist und uns gefragt hat, ob wir nicht Zeit und Lust hätten, ihm und ein paar seiner Freunde ein wenig Deutsch beizubringen. Die Gruppe, die jede Woche in einer anderen Zusammensetzung anwesend ist, besteht immer so aus ca. 5 Leuten. Es macht ziemlich viel Spaß, da auch alle sehr interessiert und lernwillig sind und auch jede Menge Fragen über Deutschland oder „die Deutschen“ haben. Die Gruppe scheint mit der Zeit immer mehr zu wachsen und nach den Ferien werden wir wohl weiterhin Unterricht geben, auch wenn wir glauben, dass uns mit der deutschen Grammatik ein paar Probleme bevorstehen werden.

In der Schule ist auch wieder einiges passiert, zum Beispiel habe ich in den letzten Wochen ziemlich viel Zeit im Kindergarten bei den ganz Kleinen verbracht. Die Arbeit dort macht unheimlich viel Spaß und die Kinder sind sehr süß. Nachmittags, wenn die Kinder dann nach Hause fahren, bin ich meistens aber auch schon ziemlich erledigt, da die Tage sehr ereignisreich sind, weil die Kinder einfach noch ein wenig mehr Hilfe brauchen und am liebsten gar nicht genug spielen könnten. Nichtsdestotrotz bin ich immer gerne im Kindergarten, zudem gibt’s dort auch das mit Abstand beste Aphthapi.

In der 5./6. habe ich in der letzten Zeit auch mehr Verantwortung übertragen bekommen, unter anderem habe ich auch schon einen ersten turbulenten Tag die Klasse alleine leiten dürfen, was auch relativ gut geklappt hat. Ich habe auch gemerkt, dass die Kinder mittlerweile mich auch viel öfter um Hilfe bitten oder sich generell an mich wenden, was ich sehr schön finde.

Ende Oktober/Anfang November gab es dann auch zwei Events in der Schule: Zuerst stand das „festival de aymara“ auf dem Programm, wo an die indigenen Wurzeln erinnert wurde und diese mit verschiedensten Liedern, Gedichten oder Tänzen gefeiert wurde. Alle Klassen nahmen daran teil und stellten etwas vor, dazu verkleideten sich auch alle in den Trachten der indigenen Bevölkerung. Für Sophia war sogar eine Tracht übrig und sie durfte ein wenig mittanzen.

Wenige Tage später wurde dann Allerheiligen (span.: „Todos los santos“) gefeiert, dies allerdings auf eine völlig andere Weise als in Deutschland. Der Feiertag dient dazu, an die Verstorbenen zu erinnern und die Schüler sollten dazu Fotos und Erinnerungsstücke von verstorbenen Familienangehörigen mitbringen. Es wurden außerdem Tische mit Brot, Süßigkeiten oder Obst gedeckt, wo sich dann die Klassen versammelten und die Schüler konnten sich über ihre Erfahrungen und Gefühle austauschen, was auch (teilweise sehr tränenreich) geschah. Danach wurde an alle eine Tüte voller Brot und Süßigkeiten, die wir am Vortag nachmittags in der Schule gebacken hatten, ausgeteilt.

Am folgenden Wochenende nutzten wir das lange Wochenende wegen des Feiertages, um zu verreisen. Dieses Mal ging es zusammen mit Marina, einer Lehrerin aus Argentinien an unserer Schule, nach Sucre, der offiziellen Hauptstadt Boliviens (auch wenn sich fast alle Regierungsämter in La Paz befinden). Dafür nahmen wir eine zwölfstündige Busfahrt auf uns, was aber nicht so anstrengend wie vorher erwartet war, nur das Fehlen einer Toilette war ein wenig störend. So versuchten viele Leute (wir inbegriffen) während des einzigen wirklichen Halts kurz pinkeln zu gehen, allerdings fuhr der Bus nach Beendigung der Kontrolle einfach wieder weiter, während wir noch draußen waren. Ohne die ganzen rennenden und teilweise auch schreienden Leute hätte ich dies wahrscheinlich aber nicht einmal bemerkt. Da wir nachts fuhren, konnte man nicht sehr viel sehen und die Fahrt war ansonsten eher ereignisarm. Allerdings war uns dies aber auch ziemlich Recht, da für uns die Anreise zum Busterminal schon genug Stress für die ganze Reise bereitet hatte: Unser Bus fuhr um 8:15 ab und da ich auf Nummer sicher gehen wollte, nahm ich schon um kurz nach 7 einen Minibus von Zuhause aus. Sophia war nicht zuhause und auch nicht erreichbar, weshalb ich schließlich alleine losfuhr. Wie sich später herausstellte, war sie vorher noch einmal zur Wäscherei gegangen und hatte auch genug Zeit eingeplant, allerdings nicht, dass auf einmal die Waschmaschine dort kaputt gehen würde. So dauerte es ein wenig länger und sie kam erst zu Hause an, als ich schon weg war. Sie nahm einen Minibus und kam erst um kurz nach 8 am Terminal an, sie wusste aber nicht, wo sich unser Bus befand. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als wahllos die Leute und Busfahrer nach einem blonden Jungen (mich) zu fragen und mit der Zeit wurde sie immer verzweifelter. Das Problem war aber, dass ich noch überhaupt nicht dort war, da ich während der Fahrt bemerkte, dass der Minibus eine andere Route fuhr. Ich musste erst einmal wieder ein gutes Stück der Strecke zurückrennen und versuchte, ein Taxi zu nehmen. Seltsamerweise wollte mich aber niemand mitnehmen und mir wurde auch nicht erklärt, warum, was mich ziemlich verwirrte. Schließlich riet mir eine Passantin, zum Prado (der Hauptstraße in Sopocachi) zu gehen, weshalb ich schließlich wiederum einige Kilometer (natürlich immer mit gut bepacktem Rucksack) rannte. Dort fand ich dann endlich ein Taxifahrer, der bereit war, mich mitzunehmen, aber da es Freitagabend war, waren die Straßen im Zentrum vollkommen überfüllt. Ich befürchtete, nicht mehr rechtzeitig anzukommen, was auch bedeutet hätte, dass niemand hätte fahren können, weil ich die Tickets für uns alle hatte. Ich bot schließlich dem Taxifahrer mehr Geld an, falls wir noch um 8 am Terminal ankommen würden. Die Reaktion war grandios: Er bog sofort ohne ein Wort zu sagen auf eine Nebenstraße ab, legte einen höheren Gang ein und gab Vollgas. Die rasante Fahrt wurde aber sehr durch den dichten Verkehr gestört, weshalb die Fahrt mich fast wieder komplett bis nach Hause führte und von dort aus erneut zum Terminal. Ich wurde immer nervöser, da immer mehr Zeit verstrich und der Fahrer stets eine neue Route suchen musste, da alle Straßen vollkommen überfüllt sein zu schienen. Ich kam schließlich  um 8:10 am Terminal an, gab dem Taxifahrer ein saftiges Trinkgeld und suchte mit Hilfe der Tickets den richtigen Bus, in der Hoffnung, dass ich nicht schon zu spät dran war. Schließlich fand ich Marina und Sophia, die mit ihren Nerven auch ziemlich am Ende waren, vor dem Terminal und wir waren alle nur unfassbar erledigt und erleichtert, dass wir es alle irgendwie geschafft hatten.

Als wir in Sucre dann früh morgens ankamen, fiel uns zuerst der sich deutlich von La Paz und El Alto unterscheidende Baustil von vielen Häusern auf, denn Sucre ist stärker vom Kolonialismus geprägt, oft fühlte ich mich dort deshalb an meine Zeit in Spanien erinnert. Zuerst schauten wir uns dann den lokalen Markt an, der praktischerweise fast direkt gegenüber von unserem Hostel lag. Dort galt es mal wieder, neben ein wenig Essen für das Wochenende auch eine vegetarische Mahlzeit zu finden. Danach schauten wir uns ein wenig im Stadtzentrum um und ein paar Geschäfte und auch das Haus der Freiheit (span.: casa de la libertad) an, wo 1825 die bolivianische Unabhängigkeit beschlossen wurde und sich der bolivianische Kongress viele Jahre versammelte. Heute befindet sich dort ein Geschichtsmuseum und so erfuhren wir ein wenig über die Geschichte und einige der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes. Da an diesem Wochende auch noch Allerheiligen gefeiert wurde, besuchten wir auch den Friedhof der Stadt, wo sich sehr viele Menschen versammelt hatten, um den Verstorbenen zu gedenken. In Bolivien schmücken die Gräber aber seltener Blumen als in Deutschhland, sondern zumeist „persönliche“ Gegenstände, zum Beispiel wurden an viele Gräber fingergroße Colaflaschen gelegt, wohl damit der/die Verstorbene das Lieblingsgetränk selbst im Tod nicht missen muss. Aber auch die Gräber selbst sind nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen; statt Begrabung mit einem Sarg unter der Erde und Grabstein werden hier die Gebeine der Verstorbenen in viereckigen Kästen, die über- und nebeneinander aufgestellt sind, aufbewahrt. Auf der Vorderseite befindet sich meistens ein Fenster, wo Fotos, Kerzen oder andere Erinnerungsstücke aufbewahrt werden. Dann gab es noch einige ziemlich pompöse Familiengräber, die eher an Mausoleen erinnerten und sich gegenseitig in Größe übertrumpfen zu scheinen wollten.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Tarabuco, einem Dorf ungefähr eine Stunde Autofahrt entfernt, da uns der dortige Markt empfohlen wurde. Dort gab es (wieder einmal) Unmengen an Wollsachen und Souvenirs zu kaufen, auch wenn sich diese ein wenig von denen in La Paz unterschieden. Generell kann man schon sagen, dass Bolivien ein ziemliches Paradies für Shoppingfans und Souvenirjäger ist. Am Sonntagabend fuhren wir dann schon wieder nach Hause, da wir uns nicht sicher waren, ob am Montag wegen des Feiertages überhaupt Busse zurück fuhren. Davor trafen wir noch per Zufall Bernardo, der Lehrer der 5. Und 6. Klasse, in der ich die meiste Zeit bin, und der uns gleich zu sich nach Hause einlud und wir dort auch einmal sehen konnten, wie Allerheiligen hier im Kreise der Familie gefeiert wird.

Nächste Woche fangen dann auch schon die Sommerferien an, die mit Abstand längsten Ferien hier (6 Wochen), in denen wir hauptsächlich außerhalb Boliviens verreisen werden. Ich bin selber mal gespannt, wo es am Ende alles hingehen wird. Ende Januar steht dann auch schon unser Zwischenseminar in Santa Cruz an und im Februar geht es dann wieder in der Schule los. Nächstes Jahr wird sich in der Schule sehr viel verändern, da sehr viele Lehrer und auch die Schüler der 12. Klasse, mit denen ich viel Zeit verbringe, die Schule verlassen haben werden. Unter anderem werden auch unseren aktuellen Klassen neue Lehrer zugeteilt, es wird also weiterhin Einiges zu berichten geben.

Niclas

15.09.2015 Ein erster Lagebericht

Nach ungefähr 22 Stunden mit Zwischenstopps in Madrid und Lima sind wir am 7. August in El Alto gelandet. Als wir vom Flugzeug aus die Stadt sahen, dachten wir zunächst, dass wir in der falschen Stadt gelandet wären, da der sich uns bietende Anblick überhaupt nicht mit unseren Erwartungen übereinstimmte. Wir hatten immer die Bilder von La Paz im Tal umringt von vielen Bergen im Kopf und El Alto, das in der bolivianischen Hochebene (dem Altiplano) liegt, entspricht diesem Bild überhaupt nicht: El Alto ist komplett flach und das Stadtbild wird von sich ähnelnden Rohbauten geprägt, da die unverputzten Häuser in Bolivien als noch im Bauzustand gelten und damit steuerfrei sind. Da unser Flug im Anschluss noch weiter nach Santa Cruz flog, waren wir unsicher, ob wir nicht vielleicht in Santa Cruz gelandet waren, entschieden uns aber schließlich doch, auszusteigen. Im Flughafen, den wir uns  größer vorgestellt hatten, warteten wir nervös auf unser Gepäck, was einerseits daran lag, dass wir die Koffer in Lima umleiten mussten und hofften, dass wir dies den dortigen Beamten klarmachen konnten und alles geklappt hatte und andererseits daran, dass uns die Frage, ob uns überhaupt jemand abholen würde und wo wir denn eigentlich wohnen würden, immer mehr beschäftigte. So standen wir zitternd am Flughafen, wobei wir immer noch nicht mit Sicherheit sagen können, ob dies eher an unserer Nervosität oder an der extremen Höhenlage des Flughafens (mit über 4000m der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt) lag. Uns erwartete weiter draußen ein Mann mittleren Alters, der ein Schild mit unseren name hochhielt. Er nahm unser Gepäck und führte uns zu seinem etwas klapprigen Auto, sprach aber kaum mit uns (ich weiß nicht, ob er sich uns überhaupt vorgestellt hat), was nicht zu einer wirklichen Beruhigung unserer Nervosität führte. Wir fuhren also durch El Alto und runter ins Tal nach La Paz, und während der Fahrt vergaßen wir all unsere offenen Fragen, da wir von den ganzen neuen Eindrücken völlig überwältigt wurden. Der erste Blick hinunter auf La Paz war vermutlich einer der beeindruckendsten Anblicke, die ich je gesehen habe. In La Paz, das inmitten der Gebirgsketten der Anden liegt, schmiegen sich die Häuser an die Berghänge, die Ansammlung von Häusern wird nur von vereinzelten Felsen unterbrochen, während sie von den schneebedeckten Gipfeln der umliegenden Bergen überragt werden. Auf den ersten Blick wirkt das Stadtleben sehr chaotisch und streckenweise heruntergekommen, aber auch auf eine gewisse Weise sympathisch. Während der Fahrt rief dann Karin, eine Gründerin der Kurmi Wasi Schule, den Fahrer an und erklärte uns, dass wir sofort in die Wohnung unserer Vorfreiwilligen ziehen würden. Wir wurden dort gleich von Marisa, einer Lehrerin an der Kurmi Wasi Schule, und ihrer Familie herzlich empfangen und zum Essen eingeladen.  Sie vermieten jetzt schon zum dritten Mal die Wohnung unter der ihren an die Freiwilligen der Elisabethschule. Ihr Freund Viktor führte uns auch gleich am selben Tag schon ein bisschen durch das Viertel. Wir wohnen in Miraflores, einem Viertel im Zentrum von La Paz, was uns sehr gefällt, da von hier aus alles sehr schnell erreichbar ist. Wir wohnen nämlich nur einen Häuserblock vom lokalen Stadion, dem Estadio Hernando Siles entfernt, das eigentlich von fast überall und immer erreichbar ist. Unsere Wohnung besteht eigentlich aus 4 voneinander getrennten Räumen (2 Zimmer, Küche, Bad), die jeweils hinaus auf den Innenhof führen, was morgens sehr unangenehm kalt sein kann, da man, sobald man ein Zimmer verlässt, draußen auf dem Hof steht. Das Klima hier in La Paz ist generell sehr ungewöhnlich: Wegen der hohen Lage ist es normalerweise sehr kalt, allerdings ist hier die Sonne auch viel stärker, weshalb es (nach)mittags sehr warm werden kann. Die Kleiderfrage ist hier deshalb nicht so einfach zu beantworten, ich habe zum Beispiel zu Beginn mich oft für eine kurze Hose entschieden, da ich lieber morgens ein bisschen gefroren habe als nachmittags mit Jeans bei gefühlt über 30° herumzulaufen und habe in Folge dessen ziemlich viele Blicke auf mich gezogen. In der zweiten Woche hat es dann sogar geschneit, worüber sich besonders die Kinder sehr gefreut haben, da Schnee hier anscheinend doch eher selten ist.

Da unsere Vorfreiwillige Claudia die ersten 2 Wochen auch noch bei uns gewohnt hat, haben Sophia und ich uns ein Zimmer geteilt. Wir verfügen über keine richtigen Betten, sondern in jedem Zimmer sind 2 Matratzen auf Holzpaletten gelegt. Weil wir zu Beginn ein gemeinsames Zimmer hatten, habe ich nur auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen und in der ersten Nacht, wo ich noch keine Decken und nur meinen Schlafsack zur Verfügung hatte, konnte ich nicht schlafen, da es einfach zu kalt war.

Besonders schön war, dass Claudia am Ende ihres Freiwilligendienstes Besuch von ihrer Familie hatte, mit der wir viel unternommen haben. Auf diese Weise haben wir sehr schnell viel von der Stadt gesehen, beispielsweise sind wir mehrmals zusammen essen gegangen und besuchten mit Claudia und ihren beiden Geschwistern die Feria in El Alto, welche der größte Markt Südamerikas ist. Dort kann man eigentlich alles über DVDs, Werkzeug, Klamotten, Elektronik- und auch Autoteile kaufen. Überhaupt ist La Paz wohl die Stadt der Märkte, denn für jeden möglichen Bereich scheint es einen eigens darauf spezialisierten Markt zu geben und ich frage mich, ob wir es bis zum Ende unseres Jahres schaffen, auch nur die Hälfte aller Märkte dieser Stadt erkundet haben werden.

Karin hatte uns am Telefon auch für den folgenden Tag zu einer kleinen Wanderung eingeladen und so fuhren wir mit ihr aufs Land zu einem kleinem Dorf, wo die Mutter einer Aymaralehrerin der Schule (Aymara ist eine sehr weit verbreitete indigene Sprache hier in Bolivien), die uns begleitete, uns gleich zu einem traditionellen Essen einlud. Dort probierten wir unter anderem Chuños (Gefrierkartoffeln), eine vor allem bei der indigenen Bevölkerung der Andenregion sehr verbreitete Speise. Dafür werden die Kartoffeln über Nacht nach draußen gelegt, damit diese gefrieren, und am nächsten Tag dann mit den Füßen ausgepresst. Dieser Vorgang wird mehrere Male wiederholt, bis die Kartoffeln fast alles Wasser verloren haben und schwarz und hart geworden sind: Dann sind die Chuños mehrere Jahre lang haltbar. Diese Methode wird schon seit Jahrhunderten von der indigenen Bevölkerung benutzt, um sich zum Beispiel gegen Missernten abzusichern. Den Geschmack fanden wir beide allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig. Danach begannen wir mit der „kleinen Wanderung“, die wohl besser mit „sechsstündigem Bergsteigen“ beschrieben werden kann. Der erste Berg bedeutete für uns beide schon gleich starke körperliche Anstrengung und die dünnere Luft war deutlich spürbar. Danach fragten wir uns schon, wie weit es noch sei, nur schienen unsere Reisebegleiter die Antwort auf diese Frage auch nicht wirklich zu kennen, was uns leicht beunruhigte. Es folgten noch mehrere Stunden und noch unzählige kleine Berge, die uns allerdings nicht mehr eine solche Anstrengung wie der erste abforderten. Selbst unsere Begleiter stürzten mehrmals und oft musste erst mit der Spitzhacke ein „Weg“ geschaffen werden. Unser Ziel war ein Dorf, wo uns sofort ein Bauer unsere Wasserflaschen auffüllte und ein anderer uns zu Coca-Blättern (was hier eine sehr große Geste der Gastfreundschaft darstellt) einlud. Diese werden einfach so gekaut oder in die Backe gelegt, manchmal wird noch ein Stück Asche, welche sehr süß schmeckt, in ein Blatt eingerollt. Hier gilt es als unhöflich, die gekauten Blätter vor anderen Menschen auszuspucken, weshalb man einen geeigneten Augenblick zum Auspucken finden muss. Ich persönlich fand den Geschmack nicht übel, habe aber auf dem Rückweg keine besondere Wirkung bezüglich Energie oder Wachheit gemerkt. Kurioserweise haben wir beide nach der Wanderung nie wieder große Probleme mit der Höhe gehabt, was wir vielleicht auch diesem harten Crashkurs zu verdanken haben.

In der ersten Woche gingen wir dann auch gleich in die Schule, die in Achocalla etwas außerhalb von La Paz liegt. Wir fahren mit Marisa und ihren Kindern im Schulbus, der uns praktischerweise direkt vor unserer Haustür abholt. Die erste Woche diente hauptsächlich zum Kennenlernen, weshalb wir in möglichst viele verschiedene Kurse geschickt wurden, was ein wenig chaotisch war. Wir wurden aber von allen nett empfangen und gleich zu Beginn wurden viele Späßchen gemacht. In dieser Woche hatten wir diverse Aufgaben: Wir halfen den Lehrern im Unterricht oder den Frauen in der Küche, gaben Englischnachhilfe, machten Musik, lernten mit dem Freiwilligen, der seinen Freiwilligendienst an der Elisabethschule leistet, Deutsch oder gossen die Pflanzen auf dem Gelände (was nicht so leicht ist, wie es sich anhört). Nebenbei tappten wir in allerlei Fettnäpfchen: An unserem ersten Tag hatten wir auch gleich unser erstes Aphthapi in der Schule (immer montags und freitags), wo jeder Schüler etwas zu essen mitbringt und dann alles auf eine Decke gelegt wird, und nach und nach im Kreis herumgegeben wird und so alle Schüler miteinander teilen. Wir hatten uns unwissend ein paar Brote geschmiert und in Alufolie eingewickelt, da es keine Tupperboxen in der Wohnung gab, und als ich die Brote auspackte, wurde ich sofort von mehreren Personen darauf hingewiesen, dass man keine Plastikverpackungen in die Schule mitbringen sollte. Noch besser verlief das erste Aphthapi allerdings bei Sophia, die mit den Kleinsten aus dem Kindergarten aß: Sie bekam eine Box mit einer in Stücke geschnittenen, von außen schwarzen und innen orange-gelben Frucht gereicht und aß, sich an die Chuños vom Wochenende erinnernd, das Stück, um ein paar Minuten später zu merken, dass vor allen anderen Kindern die Schale auf der Decke lag und es sich bei der mysteriösen Frucht um eine einfache Banane handelte. Danach war sie den restlichen Tag ziemlich panisch vor Angst, da vor der Reise nach Bolivien einem generell davon abgeraten wird, etwas ungeschält oder ungekocht zu essen. Ich wiederum bekam ein paar Tage später einen Lutscher geschenkt und machte den Fehler, diesen in der Pause auszupacken. Sofort sammelte sich eine Schar von kleinen Kinder, die um den Lutscher bettelten und ich verstand nicht so ganz, warum, bis mir erklärt wurde, dass Süßigkeiten in der Schule verboten seien. Eigentlich hätte ich das wissen können, allerdings hatten viele Kinder zum Aphthapi Kuchen oder Kekse mitgebracht, die für mich genauso als Süßigkeiten zählen. Mir wurde dann erlaubt, den Lutscher fertig zu lutschen, innen befand sich (passenderweise) ein Kaugummi, welche, wie ich wenig später rausfand, ebenfalls verboten sind.

Am Wochenende begann dann unser Einführungsseminar, an welchem insgesamt 30 deutsche Freiwillige teilnahmen, von denen die überwiegende Mehrheit in La Paz oder El Alto wohnt. An den insgesamt 5 Seminartagen sind wir gewandert, haben uns Vorträge über die politische, ökonomische und soziale Situation von Bolivien angehört, Tipps für Reisen und Sicherheit im Land bekommen und uns sogar einige Organisationen und deren Projekte, wo auch einige der Freiwilligen arbeiten, angeschaut. Besonderen Eindruck hinterlassen hat bei mir der Besuch des Rehabilitationszentrums der Soforthilfe La Paz, wo ungefähr 10 Männer mit Suchtproblemen wohnen und gemeinsam versuchen, ihren Weg aus ihren Problemen zu finden. Alle waren super nett, wir haben zusammen Tischkicker und Fußball gespielt, sie hatten extra für uns gekocht und ihre Geschichten über ihre Vergangenheit waren sehr bewegend. Nachdem wir gegangen waren, erfuhr ich, dass mehrere Männer verurteilte Mörder waren und für mich war es sehr seltsam, dies zu hören, da es so gar nicht zu den Personen zu passen schien, die ich kennengelernt hatte und mit denen wir so viel Spaß hatten. Ich habe dadurch gemerkt, dass man leicht dazu neigt, Menschen auf diese Tat zu reduzieren und ich bin froh, dass ich unwissend, aber auch unvoreingenommen in diese Begegnung gegangen bin.

In der dritten Woche begannen wir dann, uns verschärft um unser Visum zu kümmern. Eingereist sind wir mit einem Visum für einen Monat, und dieses in Deutschland zu erlangen, war schon eine echte Herausforderung. Verglichen mit den Anforderungen für das Visum für ein Jahr in Bolivien ist dies aber noch gar nichts; wir sind jetzt schon seit mehreren Wochen dabei, von Amt zu Amt zu laufen und Zertifikate zu sammeln, damit wir überhaupt erst den Antrag auf das Visum stellen können. Zum Glück helfen uns eine Mutter eines Schülers, die Anwältin ist, und ihre Assistentin die ganze Zeit. Wir waren unter anderem bei insgesamt vier verschiedenen Polizeiämtern und haben dort Geld und Fingerabdrücke gelassen, hatten zudem einen Hausbesuch von einem Polizisten, mussten uns 2 Leute aus der Nachbarschaft suchen, die bereit waren, als „Zeugen“ dafür zu sein, dass wir wirklich dort wohnen, und haben uns für den Gesundheitscheck von 6 verschiedenen Ärzten (inklusive Blut- und Urinprobe, Zahnarzuntersuchung und einer Anfertigung eines Röntgenbildes, das wir netterweise behalten durften) durchchecken lassen. Immerhin kennen wir nun unsere Blutgruppe, also war die ganze Prozedur wohl nicht vollkommen umsonst. Mittlerweile waren wir dann so weit, dass wir alle Papiere beisammen hatten und den Antrag in der Migración stellen  wollten. Allerdings haben sich wieder einmal die Anforderungen geändert und somit fehlte uns wieder ein Dokument. Da wir jetzt schon über einen Monat in Bolivien sind und somit unser Visum abgelaufen ist, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die Strafen in Höhe von 20 Bolivianos pro Tag (~3€) zu bezahlen, da es immer noch billiger ist, als das Visum für einen Monat zu verlängern.

Uns wurde von vielen Personen erzählt, dass Bolivien ein ziemlich großes Problem mit Korruption hat, was wir letzte Woche dann selber mitbekommen haben : Als wir gerade mit der Assistentin der Anwältin, Rocio, die uns die meiste Zeit begleitet, im Minibus unterwegs waren und an unserem Ziel angekommen waren, sagten wir Bescheid, dass wir aussteigen wollten und der Fahrer hielt an. Sophia stieg zuerst aus, allerdings hatte der Fahrer nur wegen dem dichten Verkehr angehalten und fuhr gerade, als sie aussteigen wollte, wieder an. Sophia hing dann kurze Zeit zur Hälfte aus dem fahrenden Auto, kam aber mit einem Schrecken davon. Dem Fahrer, der eher noch wie ein Teenager auf uns wirkte, erging es ein wenig anders, da ein Polizist die Szene mitbekommen hatte und ihn heftig zusammenfaltete und uns schließlich ziemlich dazu drängen wollte, Anklage gegen den Fahrer zu erheben. Wir mussten lange Zeit diskutieren, bis der Polizist schließlich aufgab. Danach erklärte uns Rocio, dass der Polizist im Falle der Anklage unsererseits ein fettes Schmiergeld von dem Fahrer verlangen hätte können. Der Fahrer, der überglücklich darüber war, dass wir ihn nicht verklagen wollten, hätte dann sowohl den Polizisten als auch uns bezahlen müssen, was besonders für einen so jungen Kerl bestimmt schwerwiegende Konsequenzen bedeutet hätte, weshalb er uns im Nachhinein noch mehr Leid tat.

In der gleichen Woche haben wir uns auch ein Fußballspiel im Stadium angeschaut, und zwar gleich das Derby der beiden Stadtvereine Bolívar und The Strongest. Durch Zufall landeten wir im Bolívarblock, wo die Stimmung sehr gut war, da sich dort sogar eine Musikgruppe versammelt hatte, die  Trommeln und Blasinstrumente mitgenommen hatte und auch sonst bis zum Ende die Bolívaristas frenetisch feierten, obwohl The Strongest am Ende 2:0 gewann. Durch die Nähe zum Stadium werden wir in Zukunft  bestimmt noch das ein oder andere Spiel besuchen.

An dem folgenden Wochenende bin ich dann mit anderen Freiwilligen nach Tiahuanaco gefahren und habe mir die dortigen Ruinen und Museen angeschaut. An sich war es ein netter Ausflug, allerdings weiß ich nicht, ob ich es wegen der Tatsache, dass die dort anwesenden Alpakas das eigentliche Highlight unseres Trips waren oder den sehr starken Preisunterschieden beim Eintritt (Ausländer zahlen 8 Mal so viel wie Bolivianer und mehr als 25 Mal so viel wie bolivianische Schüler) unbedingt weiterempfehlen würde.

In den letzten beiden Wochen sind wir beide die meiste Zeit wieder in die Schule gegangen. Wir wechselten nicht mehr so oft die Kurse und haben jetzt auch unsere vorläufigen Stundenpläne für das nächste Vierteljahr erhalten: Während Sophia morgens erst in der Küche hilft, bevor sie dann bei Karin in der 3. & 4. Klasse aushilft, bin ich fast die komplette Zeit bei Bernardo in der 5. & 6. Klasse, wo ich auch vorher schon die meiste Zeit verbracht habe. In dieser Klasse wird sehr viel musiziert, weshalb ich mich auch schon mehrmals an den Trommeln und den Panflöten probiert habe. Manchmal helfen wir beide in Englisch in der 3. & 4. Klasse aus und freitags soll ich manchmal mit den Frauen aus der Küche mit nach El Alto zum Einkaufen für die nächste Woche auf den Markt fahren, was mir sehr viel Spaß gemacht hat und eine nette Abwechslung ist. Dienstags und donnerstags gibt es auch Nachmittagsunterricht, wo wir erst einigen Schülern Nachhilfe in Englisch geben und uns dann aussuchen können, zu welchem von den zahlreichen Workshops wir gehen möchten. Von den Workshops hat sich Sophia bisher Tanzen, Musik und Töpfern angeschaut, während ich mir erklären ließ, wie man Graffiti sprayt und Chuños und Käse herstellt, wobei wir letzteres auch praktisch umgesetzt haben, was mir sehr gefallen hat.

Am Wochenende haben wir zusammen mit einigen anderen Freiwilligen, die wir beim Einführungsseminar kennengelernt haben, eine kleine Wanderung (diesmal wirklich) zum Muela del Diablo (Zahn des Teufels) unternommen. Es handelt sich dabei um einen Felsen in den Bergen, der auf Grund seiner markanten Form seinen Namen bekommen hat. Die Aussicht von dort oben ist wirklich atemberaubend, da man nicht nur La Paz, sondern auch die Landschaft außen herum wie  zum Beispiel das flache Altiplano, die Bergketten und die  umliegenden Dörfer sehen kann.

In der letzten Woche vor den Frühlingsferien gab es dann keinen normalen Unterricht mehr, sondern eine Projektwoche, wo spezielle Workshops wie zum Beispiel Film, Singen, aber auch Tai Chi oder Massage angeboten wurden. Ich bin dabei für die ganze Woche zu dem Theaterworkshop eingeteilt worden, der auch wegen des Themas Sexualität für einige skurrile Momente gesorgt hat. Sophia hatte in dieser Zeit ihren ersten kleinen Unfall in der Küche, bei dem sie sich eine Fingerkuppe halb abgeschnitten hat, woraufhin ihr schlecht und schwindlig wurde und sich infolgedessen übergeben hat.

Da nächste Woche dann Ferien sind, möchten wir die Zeit nutzen und ein wenig verreisen. Als Ziel haben wir uns die Yungas, die unweit von La Paz im bolivianischen Tiefland liegen, ausgesucht. Diese kann man zum Beispiel über den Camino de la Muerte (die Todesstraße), die einst gefährlichste Straße Südamerikas, erreichen. Da wir allerdings unser Visum noch nicht haben, werden wir das Wochenende noch hier in La Paz bleiben. Beim nächsten Mal werden wir dann ausführlich über unter anderem unsere Reise berichten und auch die Seite über Bolivien und die Kurmi Wasi Schule füllen. Fragen können gerne in den Kommentaren gestellt werden!

Liebe Grüße aus Bolivien,

Niclas

5 Kommentare

5 Gedanken zu „Berichte

  1. Beate Kranz

    Hallo Niclas,
    dein Bericht ist sehr ausführlich, anschaulich geschildert und verständlich! So können auch deine Großeltern, Verwandten und Freunde an euren tollen Erfahrungen (ich hoffe regelmäßig) in Bolivien teilhaben.
    Wir wünschen euch eine traumhaft schöne Zeit !

    Bat

    Ach ja, deine tägliche Nahrungsaufnahme interessiert uns noch. Esst ihr eher noch europäisch oder habt ihr euch südamerikanisch angepasst?

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  2. Janis

    Jo NIclas,

    brutaler Bericht, den du da hingelegt hast. Ich werde versuchen dran zu bleiben, wenn ich es nicht vergesse. 😀

    Janis

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  3. Ute Schwarz

    Hallo Jan-Niclas,
    schön, dass du uns an euren Erlebnissen teilhaben lässt – wir warten immer schon gespannt, wie es bei euch so läuft und was ihr alles Aufregendes erlebt. Genießt eure „Sommerferien“, während wir uns so langsam auf Weihnachten vorbereiten 😉
    Sei herzlich gegrüßt von Ute und den restlichen 3

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  4. Markus L.

    Hey Niclas!
    Als ich dich damals (vor 11 Jahren!) auf dem Zeltlager kennenlernte, hätte ich nicht gedacht, 11 Jahre später noch etwas von deinen Abenteuern mitzubekommen (hab mich eben mal kurz in Facebook blicken lassen und sah ein dürftiges Foto von einem bekannten Gebirge mit einem mir bekannten Menschen drauf ^^). Ich bin begeistert (und irgendwie auch dankbar, daran teilzuhaben zu können), wenn ich sehe, welchen Reichtum an Möglichkeiten du genießen darfst, und mit wie vielen tollen Erlebnissen du ins Erwachsenenleben starten kannst. Das ist eine ziemlich coole Sache, die dir dein Leben lang in Erinnerung bleiben wird.
    Als ich deine Berichte las, erinnerten sie mich irgendwie daran, noch einen alten Brief von dir in meiner Erinnerungsbox zu haben – du weißt schon, so ein Behältnis, in dem man Dinge aufbewahrt, die irgendwann mal von Bedeutung waren, und an die man sich gerne erinnert. 2008 schriebst du also unter anderem – ich zitiere: “So, im Moment fällt mir nichts mehr ein. Ich finde, es war auch viel. Aber naja, wenn ich schreibe, schreibe ich viel”. 😀
    Ich glaube, das ist auch heute noch so. ^^
    Da ich selbst schon seit Jahren leidenschaftlich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig bin, schätze ich es natürlich auch sehr, zu erleben, dass du bei deinen Abenteuern auch mit Kindern arbeitest. Das lohnt sich immer und ist (wie ich finde) eine der männlichsten Aufgaben, die ein Mann haben kann. Dabei bin ich mir sicher, dass du (weil du der Niclas bist, der du bist) ihnen ziemlich viel weiterzugeben hast.
    So wünsche ich dir und Sophie, die ich ja nicht persönlich kenne, eine sehr gesegnete Zeit in Bolivien, bete um Bewahrung für euch und würde mich sehr freuen, etwas über deine weiteren Zukunftspläne zu erfahren.
    Liebe Grüße,
    — Markus —
    P.S.: Auch ich schreibe meistens recht viel… 😀

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  5. Beate

    Ich finde, du solltest über den Beruf eines Journalisten nachdenken! Immer verständlich, kurze und sehr gut verfasste Berichte deines täglichen Lebens, und insbesondere deiner Reisen in oder um Bolivien. Es ist immer wieder spannend deine Erlebnisse zumindest in Schriftform mit verfolgen zu können, währenddessen mir ab und zu doch die Angst um dich ein paar Schweißperlen auf die Stirn treibt.
    Ich wünsche mir, dass es bei deinen verbleibenden Reisezielen nach Argentinien und Brasilien ebenso positiv verläuft und du wohlbehalten im Juli mit einem riesigen Sack voller Eindrücke und Erfahrungen zurück kehren wirst und dich trotzdem dann auf deine Heimat freust! 😍😍😍

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